Oscar-Gala: "Weiß und weißer"

Oscar-Gala: "Weiß und weißer"
Die 88. Oscar-Gala schien recht vorhersehbar - und lieferte dann doch einige Überraschungen.

Der Abend der 88. Oscarpreisverleihung schien zuerst weitgehend überraschungsslos – und bot schließlich doch einige unerwartete Momente. Wie erwartet erhielt Leonardo DiCaprio seinen ersten Oscar: Die Academy belohnte sein "Radical Acting" als Bärentöter in "The Revenant – Der Rückkehrer" mit der begehrten Goldstatuette. Und ehrte damit endlich einen der besten US-Schauspieler der Gegenwart.

Doch letztlich räumte Alejandro González Iñárritus Langzeit-Western doch nicht alle wichtigen Preise ab. Zum Glück, möchte man sagen. Iñárritu erhielt zwar den Oscar für beste Regie; doch ein weiterer für den besten Film wurde ihm nicht vergönnt. Die Promotionstour, in der er und sein Star die Torturen ihres Extrem-Drehs endlos breit getreten hatten, sorgte letztlich vielleicht doch für Ermüdung. Außerdem wollte man dem mexikanischen Star-Regisseur (nach "Birdman" im letzten Jahr) offenbar nicht schon wieder den Oscar für beste Regie und besten Film geben; zumal sich Iñárritu in Hollywood nicht unumstrittener Beliebtheit erfreut.

Der erste Preis für besten Film ging daher überraschenderweise an den schnörkellos-schönen Ensemble-Film "Spotlight". Unaufgeregt erzählt er von der beharrlichen Recherche einiger Boston-Globe-Journalisten über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

Die Oscar-Nacht in Bildern:

Oscar-Gala: "Weiß und weißer"

Tom McCarthy poses with his Oscar for Best Origina
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Mark Rylance poses with his Best Supporting Actor
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Leonardo DiCaprio holds his Best Actor award durin
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Brie Larson holds her award for Best Actress in a
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Filmseite: Der Marsianer…
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Press Room - 88th Academy Awards
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Italian composer Ennio Morricone poses with his Os
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US-OSCARS-SHOW

Verlierer

Ebenfalls überraschend dann auch der Oscar an den besten Hauptdarsteller: Der vorzügliche Brite Mark Rylance wurde für sein Spiel als russischer Spion in Steven Spielbergs "Bridge of Spies" ausgezeichent. Bei dieser Entscheidung schnappten die Zuschauer hörbar nach Luft – denn damit wurde ein Favorit des Abends, Sylvester Stallone als Rocky Balboa in "Creed", k.o. geschlagen.

Zu den weiteren Verlierern zählte Ridley Scotts hervorragendes Weltraumabenteuer "Der Marsianer", das trotz sieben Nominierungen keine einzige Auszeichnung erhielt.

Auch Steven Spielbergs "Bridge of Spies", das sechs Nominierungen erhalten hatte, bekam zwar mit Nebendarsteller Mark Rylance einen Oscar; doch Veteran Spielberg war nicht in der Kategorie beste Regie nominiert worden. Ridley Scott, der noch nie einen Oscar erhalten hatte, übrigens auch nicht. Weit weniger überraschend gewann die Newcomerin Brie Larson den Preis als beste Hauptdarstellerin für das an den Fall Fritzl angelehnte Drama "Raum": Larson spielt darin eine junge Frau, die mit ihrem Kind in einem Zimmer eingesperrt lebt.

Die meisten Preise konnte George Millers wahnwitziger Action-Road-Furor "Mad Max: Fury Road" mit sechs Oscar-Gewinnen in technischen Kategorien (von Ton-Schnitt bis Ausstattung) auf sich ziehen. Ansonsten verteilte die Academy ihre Preis in alle Richtungen: Drei Oscars an "The Revenant", zwei an "Spotlight" und jeweils einen an so verschiedene Arbeiten wie "Danish Girl" (Nebendarstellerin), "The Big Short" (Adaptiertes Drehbuch), "James Bond 007: Spectre" (Filmsong) oder "Son of Saul" als bester nicht-englischsprachiger Film.

Ennio Morricone erhielt einen Oscar für beste Filmmusik zu "The Hateful Eigth" und sorgte mit seiner auf italienisch gehaltenen Dankesrede für Standing Ovations und große Rührung.

Schwarz-weiß

Das dominierende Thema neben den Preisgewinnern wurde allerdings vom schwarzen Host Chris Rock in allen Tonlagen getrommelt. Gnadenlos adressierte er die Tatsache, dass zum zweiten Mal in Folge kein schwarzer Schauspieler für einen Oscar nominiert worden war, in allen humoristischen Tonlagen. "Zum Glück muss man für den Job des Gastgebers nicht nominiert werden", witzelte der schlagfertiger Entertainer gleich zur Begrüßung: "Ich würde sonst nicht hier stehen."

Und kommentierte gleich darauf die ersten beiden Oscar-Präsentatorinnen als die "weiße Emily Blunt" und die "noch weißere Charlize Theron". Weiß und weißer, das waren die Oscars 2016.

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