Die berufliche Rolle von Lobbyisten und PR-Unternehmern lässt sich mit der Aufgabe als Aufsichtsorgan in Österreichs größtem Medium ohnehin schwer vereinbaren – als Vorsitzender wäre der Spagat zum Wahlkampfmanager wohl zu groß.
Van der Bellen hat sich noch nicht zu einer Festlegung entschlossen, insofern ist auch Lockls potenzielle Unvereinbarkeit eine Möglichkeit. Für diese wurde nun offenkundig aber schon Vorsorge getroffen, denn die Grünen haben auch Oekostrom-Vorständin Hildegard Aichberger in den Stiftungsrat nominiert. Sie zieht auf einem Regierungsticket ein, Lockl wechselt auf das grüne Parteiticket.
In diesem Kreis der Vertreterinnen und Vertreter der Parlamentsparteien gibt es ansonsten wenig Bewegung: So schickt die ÖVP erneut Thomas Zach, der zuletzt den ÖVP-"Freundeskreis" im obersten ORF-Gremium leitete, und Ewald Aschauer in den Stiftungsrat. Die SPÖ setzt weiter auf Heinz Lederer, der wohl wieder den SPÖ-„Freundeskreis“ leiten wird. Die Neos halten an Anita Zielina fest.
Eine Änderung gibt es nach dem Ausscheiden von Norbert Steger bei der FPÖ: Die Freiheitlichen entsenden den Anwalt Niki Haas, der etwa schon Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache oder FPÖ-Chef Herbert Kickl vor Gericht vertreten hat.
Auch die von den Landesregierungen entsandten Stiftungsräte sind fixiert. Die Tiroler Landesregierung hat den Geschäftsführer der Innsbrucker PR-Agentur ProMedia, Stefan Kröll, zum Nachfolger von Josef Resch im Stiftungsrat bestimmt. Siegfried Neuschitzer bleibt für eine weitere Periode Kärntner ORF-Stiftungsrat. Vorarlberg vertraut weiterhin auf Alfred Geismayr, die Steiermark auf Klaus Poier, Oberösterreich auf Katharina Hofer, Niederösterreich auf Helmut Miernicki, Salzburg auf Ulrike Domany-Funtan und Wien auf Norbert Kettner. Im Burgenland folgt Musiker Christian Kolonovits auf Werner Dax.
Abzuwarten bleibt noch, welche sechs Personen aus dem ORF-Publikumsrat in den Stiftungsrat gewählt werden. Diese Entscheidung fällt bei der konstituierenden Publikumsratssitzung am 5. Mai.Dabei dürften je drei der ÖVP sowie den Grünen nahe stehende Mitglieder den Sprung ins oberste ORF-Gremium nehmen. In der Vorperiode schafften es die ÖVP-nahen Räte Petra Stolba, Sophie Matkovits und Andreas Kratschmar über diesen Weg in den Stiftungsrat. Sie sind allesamt wieder im Publikumsrat vertreten und stünden zur Verfügung, wie die APA erfuhr. Für Stolba spricht zudem, dass sie erst im März den Vorsitz einer im Stiftungsrat eingerichteten Arbeitsgruppe namens „Cultural Change, Diversity, Frauenförderung im ORF“ übernahm.
Zu ihrer Stellvertreterin wurde damals Andrea Danmayr ernannt. Sie wird ab Mai jedenfalls von der grünen Zukunftsakademie "Freda" in den Publikumsrat entsendet und böte sich somit erneut für den Stiftungsrat an.
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