ORF-Legende Günter Tolar: "Schwul ist heute kein Schimpfwort mehr"

ORF-Legende Günter Tolar: "Schwul ist heute kein Schimpfwort mehr"
Vor 32 Jahren sorgte sein homosexuelles Outing für ein Beben im Land, bedrohte seine Existenz und stürzte ihn in Depressionen.

Sein Gesicht wirkt seit jeher, als wäre es aus Mount Rushmore herausgemeißelt – und irgendwie ist Günter Tolar ja auch ein Präsident. Im wörtlichen Sinne: der große Vorsitzende mehrerer Generationen gleichgeschlechtlicher Orientierung – und darüber hinaus der gesamten LGBTQIA+ (die Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual & Transgender, Queer, Intersexual und Asexual).

Der gebürtige Oberösterreicher, der ursprünglich Lehrer für Deutsch und Musik werden sollte, aber nach der Schauspielausbildung als Kabarettist und ORF-Moderator (Wer dreimal lügt, Rätselbox, Made in Austria) eine Riesenkarriere vor oft 3,5 Millionen Zuschauern absolvierte, setzte am 17. Dezember 1992 alles aufs Spiel. Das Interview mit dem (am 9. Juli) 85-jährigen, der jüngst den „Queer Legend Award“ erhielt und der heute, Mittwoch, mit dem „Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ staatlich gewürdigt wird.

KURIER: Was geschah 1992?

Günter Tolar: Mein Lebensgefährte (Norbert, 46) hatte sich mit HIV infiziert und vor die U-Bahn geschmissen. Darüber schrieb ich mir einen Roman („Sein Mann. Liebe, Aids und Tod“, Edition Va Bene) von der verwundeten Seele. Das wurde vom feinfühligen Journalisten Georg Kindel zum Aufmacher von News. Was mein Outing für ein Beben im ganzen Land auslöste, konnte niemand absehen. Aber es wurde letztlich der positivste Spießrutenlauf meines Lebens.

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