"ORF-Geschäftsführung zwischen Winterschlaf und Sommerloch"

"ORF-Geschäftsführung zwischen Winterschlaf und Sommerloch"
ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach fordert ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf, endlich anzupacken.

Zum Jahrestag gibt es heftige Kritik. "Wir haben einen vor einem Jahr wieder bestellten ORF-Generaldirektor und geschehen ist seitdem nichts, was das Unternehmen strukturell weiterbringt. Es entsteht der Eindruck, dass die ORF-Geschäftsführung zwischen Winterschlaf und Sommerloch oszilliert", meint ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach im KURIER-Gespräch.

Im August 2016 wurde Alexander Wrabetz als ORF-Chef knapp mit den Stimmen von Rot, Pink, Grün und Unabhängigen vom Stiftungsrat zum dritten Mal bestellt. Er setzte sich gegen den von Schwarz, Blau und TS favorisierten, damaligen Finanzchef Richard Grasl durch.

Was Zach nun ärgert: "Es bewegt sich nichts. Notwendige Entscheidungen werden nicht getroffen, angekündigte Schritte nicht gesetzt."

Sommerpause

Ein Beispiel ist für ihn die von Wrabetz in seiner Bewerbung angekündigte neue TV-Führungsstruktur. Die Einführung der "Channel-Manager" wurde im Frühsommer auf die Zeit nach den Parlamentswahlen verschoben. Ein weiteres ist der Ö1-Senderchef, über den seit vier Jahren diskutiert werde. Zach: "Wenn der ORF auch künftig noch der große rot-weiß-rote Content-Leader sein soll und will, dann müssen jetzt endlich die Weichen dafür gestellt werden. Und zwar wirklich jetzt – nicht nach der Sommerpause, nicht nach der Nationalratswahl… denn für den ORF wird es immer ein ,nach’ geben, auf das man sich berufen kann, bis es zu spät ist."

Das gilt auch für die Finanzen. Der Unternehmensberater erwartet, "dass der Generaldirektor sein 300 Millionen Euro umfassendes Spar- und Strukturreform-Programm, das er mit dem Antrag zur Gebührenerhöhung vorgelegt und als Teil eines Gesamtpakets präsentiert hat, zügig umsetzt." Das müsse jetzt angegangen werden, "damit es sozialverträglich für die Mitarbeiter ist und gleichzeitig mit einem positiven Personalentwicklungskonzept für die Zukunft einhergehen." Es sei verlorene Zeit zu hoffen, dass es irgendwann eine günstigere Konstellation für den ORF gebe.

Spielräume

Der Finanzausschuss-Vorsitzende fordert die ORF-Führung auf, programmliche, strukturelle und nicht zuletzt wirtschaftliche Herausforderungen endlich anzupacken, "damit wieder Spielräume fürs Programm geschaffen werden." Handlungsbedarf besteht für Zach etwa bei der ORF-Technik, dem personell größten Bereich. "Wenn das Unternehmen ORF nachhaltig zukunftsfit werden soll, kann man nicht Strukturen konservieren, die de facto noch aus den 1980er Jahren stammen."

Im ORF arbeitet derzeit das sogenannte Transformer-Team, eine interdisziplinäre Gruppe, daran, Einsparungsmöglichkeiten und strukturelle Schwächen zu identifizieren. "Das war ein erster guter Schritt, man muss aber den Weg zu Ende gehen", fordert Zach. "Dass das am Ende nicht allseits zu Applaus führen wird, gehört zum Arbeitsleid eines Generaldirektors." Doch das was derzeit von dessen Seite passiere, "das zeugt von Reformunwilligkeit."

Kommentare