ORF-Chef Wrabetz könnte künftig Information überwachen

Alleingeschäftsführer und Infochef? Alexander Wrabetz will mehr
ORF-General will keine Infodirektion mehr. Kritik an Konzentration seiner Macht.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will auch künftig keinen eigenen Informationsdirektor mehr haben, sollte er am 9. August wiedergewählt werden. In einem Interview schloss er nicht aus, die Informationsagenden künftig in der Generaldirektion zu bündeln. "Dazu sage ich noch nichts, aber es wäre ein Modell, das es international auch schon gibt", verriet er einer Gratiszeitung.

Wrabetz, der auch an seiner Alleingeschäftsführung festhalten will, erntet für diese mögliche Machtkonzentration in seinem Büro Kritik von Thomas Zach, ÖVP-Freundeskreisleiter im ORF-Stiftungsrat. Er lehnt ein solches Modell ab.

Fast das Gleiche

"Eine Zentralisierung aller Chefredaktionen in der Generaldirektion ist ja schon fast das Gleiche wie ein zentraler Infochef", findet Zach. Der Binnenpluralismus müsse in jedem Fall gewahrt werden. Den Infochef hatte Wrabetz vor zwei Jahren noch in seinem Zukunftsmodell für den ORF vorgesehen gehabt, nach heftiger Kritik von Stiftungsräten aber zurückgezogen. Heute fühlt er sich dahingehend "missverstanden". Zach wiederum hat dies "mit Interesse gelesen", wie er sagte. Schließlich habe Wrabetz dies selbst präsentiert.

Grasl: "Kann mir nicht vorstellen, dass das ernst gemeint ist"

Häme gab es von Mitbewerber Richard Grasl: "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ernst gemeint ist", meinte er knapp. Der Kirchenvertreter im Stiftungsrat, Franz Küberl, plädierte für einen "Hitzeschild" zwischen der ausführenden Information und dem Generaldirektor. "Wenn es in der Information ein Problem gäbe, hätte er wohl ein Problem damit. Oder könnte selbst zum Problem werden." Der Generaldirektor müsse "Instanz" bleiben.

Der Grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher stößt sich daran, dass die Regierungsspitzen am Sonntag "Im Zentrum" für sich haben durften. "Was ich gerne hätte, ist ein Gefühl, dass da mehr Sensibilität herrscht." Wo die Information angesiedelt werde, sei sekundär, wenn die "Redaktionsunabhängigkeit gewährleistet" bleibe.

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