Orden für Gabalier erzürnt die Fans von Karl Valentin
Andreas Gabalier erzürnt Fans von Karl Valentin: Die Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla möchte ihm den Karl-Valentin-Orden überreichen. Das geht sich politisch nicht aus, sagen Kritiker und fürchten um den guten Namen des 1948 verstorbenen deutschen Komikers, wie der Bayrische Rundfunk (BR) berichtet. "Da dreht‘s mir nicht nur den Magen um, da zerspringt mir das Herz", sagt etwa die Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums, Sabine Rinberger. Die bereits im November gefällte Entscheidung, Gabalier den Karl-Valentin-Orden zu überreichen, habe jede Grenze überschritten.
"Volkssänger 2.0"
Die Faschingsgilde begründet ihre Wahl damit, dass Valentin "sich zeitlebens als Volkssänger sah". Ergo: "Andreas Gabalier, der selbsternannte, patentierte Volks-Rock'n'Roller, tritt mit seiner Mischung als Sänger der volkstümlichen Musik und Stadionrock auf. Sozusagen als Volkssänger 2.0".
Für Rinberger passt die ganze Person Andreas Gabalier nicht zum Freigeist von Karl Valentin. Bei seinem Zitat "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" gehe es um Toleranz. Karl Valentin habe dazu anregen wollen, anders über das Fremdsein nachzudenken als patriotisch und nationalistisch. Der Faschingsorden wird seit 1973 jährlich an eine Persönlichkeit aus Politik, Kunst, Wissenschaft, Literatur oder Sport verliehen. Die Auswahl erfolgt laut der Faschingsgesellschaft nach der humorvollsten bzw. hintergründigsten Bemerkung im Sinne von Karl Valentin.
Vorläufer des Absurden
Karl Valentin (1882 - 1948) gilt als Vorläufer des absurden Theaters, von dem Bertolt Brecht viel für sein “episches Theater“ gelernt hat. Brecht war ein Verehrer des Komikers und besuchte in seinen Jugendjahren Valentin aus „Spott, Mitleid, Grauen, Tristesse und Grübelei“, so oft es ihm möglich war.
In der wissenschaftlichen Literatur wird darauf hingewiesen, dass Valentin kein Spaßmacher, sondern ein „Ernstmacher“ gewesen ist, auch wenn sich die Leute über ihn kaputt lachten. Eines der besten Beispiele ist der „Firmling“ (1922), ein satirisch- tragischer Wirtshausbesuch, der im absurden Chaos endet. Auch hier trifft das literaturwissenschaftliche Urteil zu: „Valentins hartnäckige, alle Gewohnheiten und alles Recht zersetzende Sabotage ist Notwehr des Unterdrückten gegen das Unterdrückende.“
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