Opernlegende Christa Ludwig: Eine Stimme, die ewig bleiben wird
Sie galt ja als Unsterbliche, wie so viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Ihre Stimme, ihren Humor, ihre Präsenz und ihren Tonfall hatte man einfach im Ohr. Naturgemäß auch ihre Stimme – diesen so unfassbar schönen, zu allen Tönen fähigen Mezzosopran. Denn Christa Ludwig war eine Lichtgestalt am (nicht nur Wiener, aber vor allem auch) Opernhimmel.
Mit 93 Jahren ist die in Berlin geborene Künstlerin nun in ihrem Haus in Klosterneuburg verstorben – ihre Stimme aber klingt weiter.
Weltkarriere
DIE Ludwig, geboren als Tochter eines Sängerehepaares, konnte mit acht Jahren bereits die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“singen; die Mutter war ihre Lehrerin. Aachen und Hanau waren Zwischenstationen, ehe die „Fledermaus“ 1946 in Frankfurt am Main endlich einen idealen Prinz Orlofsky erleben durfte. Das Bühnendebüt der Christa Ludwig. Und dann?
Der Start einer Weltkarriere, einer Frau, die sich immer treu blieb. Im Künstlerischen wie im Privaten.
Mit dem französischen Regisseur und Schauspieler Paul-Emile Deiber war sie bis zu dessen Tod 2011 verheiratet, zuvor mit dem unvergessenen Bariton Walter Berry. Zwei Kinder resultierten aus der Ehe mit Deiber.
Wienliebe
Beruflich war – nach einigen kurzen Engagements in Darmstadt und Hannover – schließlich der österreichische Dirigent Karl Böhm der Mann, der die junge Ludwig ins internationale Rampenlicht rückte. Das war bei den Salzburger Festspielen 1955.
Es folgten die Wiener Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin, die Grand Opéra in Paris oder die Metropolitan Opera in New York und viele große Tourneen. Ludwigs künstlerische Heimat blieb jedoch immer Wien.
43 Partien sollte sie im Haus am Ring singen; nach ihrem 769. Auftritt nahm Ludwig als Klytämnestra in der „Elektra“ von Richard Strauss 1994 ihren Bühnenabschied.
Davor? Auch andere Bühnen: Die Rosina in „Der Barbier von Sevilla“ oder die Angelina in „La Cenerentola“ von Gioacchino Rossini.
Zu Ludwigs Glanzrollen zählen auch die Marschallin im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, die Kundry in Richard Wagners „Parsifal“ und die Leonore in Ludwig van Beethovens „Fidelio“ oder Giuseppe Verdis intensive Lady Macbeth.
Dann wäre da noch der Liedgesang! Wer bitte hat einen Schubert oder Schumann (oder auch Zeitgenossen) schöner und vollendeter gesungen, als die Ludwig?
Waldleichtigkeit
„Sängerin möchte ich nie wieder sein!“, meinte die Ludwig in ihren Lebenserinnerungen „Leicht muss man sein“ (aufgezeichnet von Erna Cuesta und dem kürzlich verstorbenen, lieben Kollegen Franz Zoglauer). Aber die mit mehrfachen Preisen ausgezeichnete Ludwig hat ihr Leben bis ins hohe Alter immer dem Gesang gewidmet.
Zumindest auf Tonträger ist sie noch immer nachzuhören. Und das lohnt sehr!
Christa Ludwig liebte nebenbei aber auch ihre Bäume, deren „Leichtigkeit“ sie in einem Interview pries. Ihre drei Pinien in ihrem Garten benannte sie nach den Dirigenten Karl Böhm, Herbert von Karajan und Leonard Bernstein.
Leicht? Sicher nicht! Aber Ludwig mochte die „Waldleichtigkeit“ der Giganten.
In memoriam Christa Ludwig ändert ORF 2 sein Programm. Heute, am 26. April, bringt der „Kulturmontag“ (22.30 Uhr, ORF 2) einen ausführlichen Nachruf auf die verstorbene Opernlegende. Anschließend (gegen 23.15 Uhr) zeigt ORF 2 das 2018 zum 90. Geburtstag der auch genialen Pädagogin Christa Ludwig entstandene Porträt „Mit leichtem Herz und leichten Händen“. Darin blickt Ludwig zurück auf ihre spektakuläre internationale Karriere und erzählt, warum die Marschallin aus dem „Rosenkavalier“ für sie mehr war als nur eine Paraderolle.
Im Interview erinnert sich Ludwig an die Höhen und Tiefen ihrer 50 Jahre währenden Laufbahn als Sängerin und erzählt von den Mühen und Freuden eines Berufs, der Leben und Lieben beeinflusst hat.
Das Leben von Millionen Musikliebhabern hat Christa Ludwig jedenfalls nachhaltig beeinflusst. Danke!
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