Ode an das Leben mit Erni Mangold

Erni Mangold spielt zu ihrem 90. Geburtstag die weibliche Hauptrolle in "Harold und Maude" in den Wiener Kammerspielen.
Die große Erni Mangold nimmt mit "Harold und Maude" ihren Bühnenabschied.

"Gott, so wichtig ist das Theater auch nicht", sagte Erni Mangold nach der Premiere von Colin Higgins’ Klassiker "Harold und Maude". Denn die Rolle der – höflich formuliert – etwas unkonventionellen, schrulligen, lebensbejahenden und leicht anarchistischen Maude soll den endgültigen Bühnenabschied der 90-jährigen Schauspielerin markieren. Es sei denn, Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger böte Mangold noch Lessings "Nathan der Weise" an, so die gefeierte Jubilarin in den Kammerspielen.

Dass das Theater doch wichtig ist, wenn man solche Kaliber wie Erni Mangold zur Verfügung hat, bewies die Schauspielerin 70 Jahre nach ihrem Josefstadt-Debüt zuvor. Denn wie alle ihre Partien hat sich Mangold auch die Maude geradezu einverleibt und der Figur dabei sehr viel Mangold hinzugefügt. Hinreißend, wie sie höchst agil die Schönheit des Lebens beschwört, wie sie dem zu Morbidität und zu inszenierten Selbstmorden neigenden Harold eine Lektion im Da-Sein erteilt. Altersweise und gewitzt, immer auch ein bisschen schnoddrig, vor allem aber mit einem unbändigen Willen zum Freigeist fügt Erni Mangold mit dieser Maude eine weitere bedeutende, berührende Charakterstudie ihrer beeindruckenden Vita hinzu. Eine Unbeugsame eben. Und das ist sehr, sehr gut.

Wie auch Meo Wulf als Harold sehr, sehr gut ist. Der (noch) 24-jährige Hamburger bietet Mangold nämlich nicht nur Paroli, er ist ihr ein Partner auf Augenhöhe. Gemeinsam sorgen die beiden für anrührende, aber niemals rührselige, stets authentische Momente einer großen, tiefen Liebe. Chapeau!

Das übrige Personal assistiert gekonnt. An der Spitze die herrlich wandlungsfähige Silvia Meisterle als Harolds stets zum Verzweifeln verurteilte Dating-Queen sowie Martina Stilp als Harolds am Rande des Nervenzusammenbruchs wandelnde Mutter. Oliver Huether und Tany Gabriel wirken ebenso mit.

Regisseur Fabian Alder – als Einspringer für den erkrankten Michael Schottenberg – hat all das im reduzierten Bühnenbild von Hans Kudlich (Kostüme: Erika Navas) filmisch in Szene gesetzt. Und auch wenn die theatralische "Schnitt-Technik" vor allem im ersten Teil noch etwas ausbaufähig ist, gelingt Alder eine schöne Hommage an eine große Künstlerin.

Kommentare