NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die vier  Rachegöttinnen –  Porzellan-Puppen-Look und Hitler-Bart.
Die Uraufführung von Palmetshofers "die unverheiratete" – überladen, darstellerisch groß.

Man hört merkwürdige Geräusche, einem atemlosen Hecheln gleich, an der Decke zucken Neonlichter, der Boden ist mit Erde bedeckt. Hier hockt sie, die Alte (Elisabeth Orth), deren Lebensbeichte nun verhandelt werden soll.

Ihre nicht bewältigte Vergangenheit – sie hat einen Deserteur denunziert, er wurde zum Tode verurteilt – und ihre Weigerung, Schuld zu bekennen, werden von Orth mit fast unheimlicher Präzision dargestellt. Ewald Palmetshofers am Sonntag uraufgeführtes Drama "die unverheiratete" erzählt, wie drei Frauengenerationen einer Familie mit Schuld umgehen. Es geht um ein (historisch belegtes) NS-Verbrechen, aber auch um andere, unausgesprochene familiäre Schmerzstellen. Ein Vater, ein Bruder, Familientragödien werden angedeutet, auf der Bühne agieren aber ausschließlich Großmutter, Mutter und Enkelin. Hass und Rachegefühle brodeln unter der Oberfläche. Zwischen Mutter und Tochter ist man lieblos, aber pflichtbewusst.

Eindrücke aus der Inszenierung

NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die Unverheiratete
NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die Unverheiratete
NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die Unverheiratete
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Die Unverheiratete
NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die Unverheiratete
NS-Schuld, Elektra und Brian de Palma

Die Unverheiratete

Die Junge (Stefanie Reinsperger) ist ihrer Oma ein braves, Knöpferlharmonika spielendes Enkerl – wir erfahren aber auch von ihren zwanghaften, von einzelnen Körperteilen bestimmten Männergeschichten. In einer beeindruckenden Rauschperformance entblößt sie ihre seelischen Untiefen.

Carrie

Die Mittlere (Christiane von Poelnitz) gibt die aufopfernde Tochter, die sich um die kranke Mutter kümmert. Im Hintergrund aber schwingt sie ein Hackbeil vor einem per Windmaschine aufgeblähten Vorhang und bekennt im letzten Drittel des Stücks: "Ich bin Elektra" – logisch, bei all dem Hass auf die Alte. Kaum hat sie das offenbart, steht schon die eigene Tochter hinter ihr und leert ihr einen Kübel Blut über die hüftlange rote Mähne: De Palmas "Carrie" ist nicht die einzige Horror-film-Reminiszenz dieses von Einfällen und technischen Raffinessen bestimmten Abends, im Laufe dessen die bravourösen Darstellerinnen nach all dem Wühlen in der Erde (Gräber schaufeln?) oft duschen müssen.

Auch die vier "Schwestern" (Petra Morze, Sylvie Rohrer, Sabine Haupt, Alexandra Henkel), die in wechselnden Kostümen (Janina Brinkmann) verschiedene Aufgaben zu bewältigen haben, sind unheimliche Gestalten. Einmal sind sie Rachegöttinnen, dann wieder Zellengenossinnen aus der Zeit, in der die Alte ihr Verbrechen im Gefängnis büßen musste. Am schauderhaftesten sind sie, wenn sie, mit Stoppellocken und Biedermeier-Kleidchen ausgestattet, im "Baby Jane"-look über Schuld und Sühne der Alten zu richten haben. In Versform.

"Die unverheiratete" ist eine mit Ideen fast zu gut ausgestattete Aufführung. Schon Palmetshofers Text ist sehr ambitioniert. Und Regisseur Robert Borgmann, der auch die Bühne verantwortet, hat zu diesem an Symbolen reichen Text viele Einfälle. Vieles gelingt eindrucksvoll, manches bleibt unverständlich. Dank der bravourösen Darstellerinnen ein toller Abend.

KURIER-Wertung:

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