"Not Cancelled": Virtuelle Kunstwoche bringt Galerien ins Netz

"Not Cancelled": Virtuelle Kunstwoche bringt Galerien ins Netz
Eine Woche lang bietet die Website notcancelled.art Rundgänge, Künstlergespräche und Happenings an.

Galerien leben von der Interaktion mit Kunstschaffenden und Kunstinteressierten - und sie leben von Events, die Aufmerksamkeit auf ihre Angebote bündeln. Beides ist derzeit Mangelware - und nicht allen Galerien fällt das Ausweichen in die digitale Welt gleichermaßen leicht: Während global agierende Giganten wie die Zwirner Gallery Werke zu Millionenpreisen in geschliffenen "Online Viewing Rooms" feilbieten und die Messe "Art Basel" den erlesenen Teilnehmern ihrer Hongkonger Ausgabe zuletzt - mietfrei - digitale Flächen anbot, mussten engagierte Galerien in Wien und anderswo bisher mit bescheidenen Mitteln auskommen.

Die Digitalagentur "Treat", die u.a. auch die Kunsthalle Wien zu ihren Kunden zählt, will das ändern und rief von heute Donnerstag bis zum 9. April die digitale Kunstwoche "not cancelled" aus (mit zwei "l"), die online unter den Adressen www.notcancelled.art oder www.notcanceled.art (wahlweise mit einem oder zwei "l") zu finden ist. Die Site ist einerseits ein slicker Schau-Ort für Kunstwerke, die in den aktuellen Ausstellungen der 15 teilnehmenden Galerien zu sehen sind bzw. zu sehen wären - Interessierte finden hier hochauflösende Ansichten und Informationen ebenso wie die Möglichkeit, bei Kaufinteresse Kontakt aufzunehmen. 

Programm und Verkauf

Darüber hinaus bietet "Notcancelled.art" aber auch ein multimediales Programm, bei dem zu bestimmten Zeiten Kunst-Videos, Video-Führungen und Künstlergespräche aus den beteiligten Galerien online gehen. Am Donnerstag startete man mit einem Video von Till Megerle, der von der Galerie Felix Gaudlitz vertreten wird.

Die Teilnehmerliste von "Not Canceled" umspannt hippe Up- and Coming-Galerien der Hauptstadt ebenso wie etablierte Größen: Die Galerie nächst St. Stephan/Rosemarie Schwarzwälder ist mit Arbeiten von Sonia Leimer dabei; Croy Nielsen zeigt die bereits seit den 1980er Jahren entstandenen, aber hervorragend ins Internet-Meme-Zeitalter passenden Text-Bilder von Mitchell Syrop. Emanuel Layr hat witzige Collagen von Julien Bismuth im Programm, in denen die Commedia dell'Arte-Figur "Pulcinella" in leere Wohn- und Straßenräume einmontiert scheint, auch das ein passendes Programm zur Lage. Die Galerie Meyer Kainer übersiedelte mit Werken der großartigen Ulrike Müller, die 2019 bei der Venedig-Biennale zu sehen waren, ins Netz. Selbiges tat die Galerie Georg Kargl Fine Arts mit Arbeiten der österreichischen Biennale-Vertreterin 2021, Jakob Lena Knebl.

 

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Anders als bei den "Online Viewing Rooms" der Art Basel sind bei "Not Cancelled" - die digitale Infrastruktur wurde den Teilnehmern zunächst kostenfrei zur Verfügung gestellt - keine Preisschilder zu den Werken abrufbar. Interessierte müssen selbst anfragen. Das Programm der Kunstwoche scheint aber nicht für Superreiche gedacht, sondern für ein Publikum, das sich auch in Zeiten des verordneten Rückzugs Kunst gern ins Haus holen möchte. Der Grundsatz, auch den lokalen Handel zu unterstützen, sollte dabei nicht nur für essbare Lebensmittel gelten.

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