Noch bis Mittwoch: Die bislang größte Online-Kunstmesse der Welt
Das Schlagwort lautet "Online Viewing Rooms": Schon bei den Kunstmarkt-Events in vergangenen Jahren hatten große Galerien parallel zu Messeständen vereinzelt aufwändige Websites an den Start gebracht, um der Kundschaft Kunstwerke auch in einer Weise präsentieren zu können, die Lust auf den Erwerb machen sollte.
Neben hochauflösenden Reproduktionen mit der Möglichkeit zur Detailansicht gehört dazu auch Information zu einzelnen Künstlern und Künstlerinnen in Wort und Bild - und in den meisten Fällen auch ein Preiszettel. Manche Galerien verunklären aber den tatsächlichen Preis, in dem sie nur eine - sehr weit gefasste - Spanne angeben.
Von Hongkong ins Internet
Die Absage der "Art Basel Hongkong", die ursprünglich von 20. bis 25. März in der chinesischen Sonderverwaltungszone über die Bühne gehen hätte sollen, verpasste dem Marketingtool einen nicht ganz beabsichtigten Turbo: Die Messe, einer der wichtigsten Umschlagplätze für etablierte Gegenwartskunst im asiatischen Raum, verlagerte sich ganz auf die "Online Viewing Rooms", die insgesamt 235 Galerien mit mehr als 2000 Werken eine Präsentationsfläche bieten.
Um sie zu sehen, muss man sich auf der Website artbasel.com registrieren, der Zugang ist ansonsten frei. Doch weil Verknappung Teil des Messeerlebnisses ist, ist auch die Zugangsdauer beschränkt - nur noch bis Mittwoch steht die virtuelle Messe offen.
Alle Platzhirschen sind da - und alle Künstlerinnen und Künstler, die in der Welt der Reichen und Schönen Rang und Namen haben. Etwa Philippe Parreno, dessen Werk "My Room is Another Fishbowl" ("Mein Raum ist auch nur ein Goldfischglas, Galerie Pilar Corrias, 250.000 - 500.000 US-$) unfreiwillig zur gegenwärtigen Quarantäne-Situation zu passen scheint. Österreichs Mega-Galerist Thaddaeus Ropac zeigt Schätze von Robert Rauschenberg (1.350.000 US-$) oder Georg Baselitz (1.500.000 US-$). Etwas niedrigpreisiger geht es bei der Galerie Ursula Krinzinger zu, wo Werke der Kokoschka-Preisträgerin Monica Bonvicini etwa schon ab 42.000 US-$ zu haben sind. Ein Gemälde von Christian Eisenberger ist um 7.300 US-$ zu haben.
Doch auch wenn die Preise hoch wirken - die wirklichen Millionenseller, die sonst bei den Art-Basel-Messen die Besitzer wechseln, liegen im Kostenpunkt oft noch weit darüber.
Online kaufen, was man kennt
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass jene Kunst, die sich online gut verkauft, entweder im niedrigpreisigen Segment liegt oder aber von "Markenzeichen"-Künstlern stammt, bei denen Sammler schon vorab ziemlich genau wissen, was sie bekommen: So kann etwa die Galerie David Zwirner ein Bild von Jeff Koons auch um 3 Millionen US-$ online anbieten.
So genannte "Blue Chip"-Kunst sei in der Krise auch als Wertanlage gefragt, erklärt Galeristin Krinzinger im KURIER-Gespräch. Dennoch hält die Kennerin, die u.a. die Karrieren von Kunstars wie Marina Abramovic von Anfang an begleitete, Online-Tools auch beim Aufbau neuer Namen für wichtig. "Ich denke schon, dass das in der Zeit, wo keine Messen stattfinden, die Zukunft sein wird", sagt sie.
Wie der jüngst von der Art Basel veröffentlichte jährliche Markt-Report feststellt, sind vor allem junge Sammler eher geneigt, Kunst auch online zu kaufen. Den Wegfall von Umsätzen, die sonst bei internationalen Messen gemacht werden, könnten Online-Showrooms dennoch nie kompensieren, bekräftigt Krinzinger. "Es ist eine Bemühung, dass der Kontakt und der Informationsfluss weiter aufrecht bleibt."
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