E-Casting – wie kann man sich das vorstellen?
Man bekommt die Szene, die man spielen soll, überlegt sich, wie man sie anlegen möchte, und nimmt sich dann selber auf. Die Aufnahmen schickt man danach an die Castingagentur. Und dann beginnt das große Warten. Diese Casting-Methode ist natürlich eine Herausforderung, hat aber durchaus Vorteile, denn man muss dafür keine aktuellen Dreharbeiten unterbrechen, nicht von einem Ort zum anderen reisen. Das spart Zeit, Geld und .
Haben Sie sich für das E-Casting etwas Spezielles einfallen lassen?
Ich habe mir gedacht, da ich eine Nonne spielen soll, ziehe ich mich auch entsprechend für das Casting an. Ich bin dann zu einem Faschingskostümladen gegangen und habe mir einen Nonnenschleier besorgt. Über das Kostüm in eine Rolle zu finden hilft mir.
Sie tragen auch in der Serie stets ein Nonnen-Outfit. Macht das etwas mit einem?
Klar. Bereits die erste Kostümprobe war ein besonderer Moment. Denn ich trage als Klausurschwester keinen einfachen Nonnenschleier, sondern ein vielschichtiges Gewand, das auch einen Effekt hat. Da die Ohren nicht frei sind, hört man weniger. Auch die Sicht ist eingeschränkt. Für die Nonnen sicherlich hilfreich, sich ganz auf das Gebet zu konzentrieren, fürs Schauspielen war es durchaus eine Herausforderung.
Wer ist Lisette, die Klausurschwester, die Sie spielen?
Lisettes Mutter ist todkrank. Ihr letzter Wunsch ist es, mit ihrer Tochter nach Lourdes zu pilgern. Aber dafür fehlt das Geld. Daher sammeln die anderen Ordensschwestern Geld für sie, aber es reicht bei Weitem nicht. Und so bitten sie die Kardinäle um Hilfe, aber die haben nichts dafür übrig. Lisette und den anderen Schwestern wird dadurch klar, dass innerhalb des Vatikans, der Kirche, etwas nicht stimmt. Während sie mit dem Nötigsten auskommen müssen, leben die Kardinäle in Saus und Braus. Lisette entwickelt sich nach und nach zu einer Kämpferin, die für die Frauenrechte und Gleichberechtigung eintritt.
Was will Paolo Sorrentino mit der Serie erzählen?
Ich habe das Gefühl, dass er mit der Serie versucht, die Komplexität der Katholischen Kirche zu erfassen und philosophische Fragen zum Glauben aufzuwerfen. Mich erinnert die Rolle der Schwester Lisette an die Bewegung Maria 2.0. Das ist eine von Frauen in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ausgehende Initiative. Ich fände es sehr wünschenswert, dass sich die Kirche endlich bewegt.
Sind Sie religiös?
Nein, ich bin auch vor Jahren bereits aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ich habe nicht das Bedürfnis, die Fragen des Lebens in einem religiösen Kontext zu beantworten. Ich respektiere es aber, wenn jemand im Glauben Halt, Frieden und Antworten findet. Für mich funktioniert das nicht.
Haben Sie sich für die Rolle bibelfest gemacht?
(lacht) Nein. Ich hatte aber vor, zur Recherche für die Rolle ins Kloster zu gehen. Für eine oder zwei Wochen. Handy abschalten, nichts Reden und den Tagesablauf von Klosterschwestern mitmachen. Das ging sich aber leider nicht aus, weil die Dreharbeiten vorgezogen wurden. Ich habe mir stattdessen viele Dokumentationen und Filme zu diesem Thema angesehen.
INFO: „The New Pope“ ist auf den Sky-Plattformen on demand abrufbar. Nora von Waldstätten dreht im Frühjahr weitere Folgen der TV-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“.
Kommentare