"Non-Stop": Psycho-Duell im Cockpit

Macht sich bei den Passagieren eines Linienfluges nicht sehr beliebt: Liam Neeson als Air-Marshall sucht unter den Fluggästen Terroristen
Liam Neeson als Action-Held mit Flugangst hält die Spannung (fast) bis zum Schluss.

Liam Neeson sieht richtig erbärmlich aus. Schwitzend umklammert er beim Abheben des Fliegers das Glücksband seiner Tochter. Schweißperlen, Übelkeit, der Anflug einer Panikattacke. Das Starten ist immer am Schlimmsten.

Keine guten Voraussetzungen für jemanden, der als professioneller Flugsicherheitsbegleiter arbeitet. Sogar seine Sitznachbarin, eine routinierte Geschäftsfrau, gespielt von Julianne Moore, wird von Mitgefühl ergriffen.

Aber vielleicht ist gerade das das Erfolgsgeheimnis von Liam Neeson, der sich in seiner zweiten Lebenshälfte erfolgreich als Action-Held neu erfinden konnte: Er trägt immer glaubhaft den Gram ins Gesicht gemeißelt.

Neeson ist nie nur Muskelbär und Revolverheld, sondern immer auch Mann mit (Leidens-)Geschichte. Sein durchlebtes Gesicht fesselt selbst dann noch den Blick, wenn das Drehbuch längst von Logik verlassen wurde.

In seinem Überraschungshit "Unknown Identity" von 2011 jagte Regisseur Jaume Collet-Serra Neeson durch Berlin, auf der Suche nach seinem Gedächtnis.

In seinem Flieger-Thriller – der sich in den USA umgehend auf die erste Stelle im Box Office katapultierte – zwängt er ihn in die Sitzreihen eines Passagierflugzeugs. Als Air Marshall Bill Marks, der gerne mal an der Whiskey-Flasche anzieht, soll er für die Sicherheit an Bord sorgen. Zu diesem Zweck sperrt er sich erst einmal auf der Flugzeug-Toilette ein, platziert einen Klebestreifen über den Brandmelder und raucht eine Zigarette.

Zigarettenpause

Doch kaum ist die Pause vorbei, erhält er eine anonyme Textnachricht – offensichtlich von einem anderen Passagier: Sollte er nicht in den nächsten zwanzig Minuten 150 Millionen Dollar auf ein Konto überweisen, stirbt an Bord ein Mensch.

Die fieberhafte Suche im beengten Raum des Flugzeugs inszeniert Collet-Serra als klaustrophobisches Katz-und-Maus-Spiel. Tödlicher Nahkampf auf dem Klo, Verhaftungen in den Sitzreihen, Psycho-Duelle im Cockpit.

Zwischen "Es ist alles in Ordnung" und "Halten Sie die Hände über Ihren Kopf" macht sich Marks zunehmend unbeliebt. Meuterei unter den Passagieren droht.

Leider will Collet-Serras Film nicht nur kleiner, flotter B-Movie-Thriller sein, sondern auch gewichtiges, psychologisches Drama. Außerdem überstrapaziert er die Handlung mit unplausiblen Wendungen und allzu ausgeklügelten Tathergängen. Und gibt so talentierten Schauspielerinnen wie Julianne Moore viel zu wenig zu tun.

Trotzdem hält sich das Spannungsniveau (fast) bis zuletzt. Neeson versteht es, immer wieder genügend Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um vom unlogischen Rest abzulenken. Gerade, als er wieder einen Passagier zu Boden wirft und wir uns mit dem Rest der Fluggäste fragen, wie lange man sich das im Namen der Sicherheit noch bieten lassen kann, macht er ein verblüffendes Angebot: "Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, gibt es Freiflug für alle – ein ganzes Jahr lang."

Und siehe da, sofort kehrt Ruhe ein. Gratis fliegen für ein Jahr – über diesen Witz müssen alle erst einmal gründlich nachdenken.

KURIER-Wertung:

INFO: "Non-Stop". Thriller. GB/F/USA 2014. 106 Min. Von Jaume Collet-Serra. Mit Liam Neeson, Julianne Moore.

Drama. Der Tod ist ein geduldiger Erzähler. Früher oder später endet ja doch jede Geschichte bei ihm. Was das Schicksal der Liesel Memminger betrifft, so hat der Tod ein Einsehen. Er lässt sich sehr lange Zeit, ehe er sanft an ihre Lebenstür klopft.

Gediegen und mit starkem Zug zum Märchenhaften verfilmte Regisseur Brian Percival den Jugendbestseller von Markus Zusak aus dem Jahr 2005. Mit großer Ausstattungssorgfalt und profilierten Schauspielern – Geoffrey Rush als gütiger Geschichtenonkel und Emily Watson als keifende Stiefmutter – konstruiert Percival eine Kinderwelt am Rande des Edelkitschs. Erzählt wird von dem Schicksal eines jungen Mädchens, das die Nazizeit bei ärmlichen Pflegeeltern verbringt. Als diese einen geflüchteten Juden im Keller verstecken, gerät die ganze Familie in Gefahr. Doch trotz aller Schrecken herrscht ein erbaulicher Tonfall – vor allem das Loblied auf die Literatur wird durchgehend gesungen. Und sogar die Frau des Obernazis hat eine schöne Bibliothek.

KURIER-Wertung:

INFO: "Die Bücherdiebin". USA/D 2013. 131 Min. Von Brian Percival. Mit Sophie Nélisse, Geoffrey Rush, E. Watson.

Bereits mit seinem amerikanischen Debütfilm "South of Pico" zeigte der Tiroler Regisseur Ernst Gossner seine Vorliebe für melodramatische Zuspitzung. In seinem Erste-Weltkriegs-Drama über einen Tiroler Burschen namens Anderl Gruber (William Moseley) hingegen schrammt er schwer an der Kolportage vorbei. Im Sommer 1915 heiratet Anderls Schwester einen verhassten Italiener, der allerdings eine schöne Schwester hat. Das Hochzeitsfoto entsteht just in dem Augenblick, in dem Italien den Österreichern den Krieg erklärt. In den verbleibenden fünf Minuten schafft es die frisch verheiratete Schwester, schwanger zu werden, und Anderl, sich in die schöne Schwägerin zu verlieben (inklusive Liebesrausch im Keller).

Claudia Cardinale hat einen Kurzauftritt. Und danach müssen alle in den Krieg einrücken. Gossner spitzt die Konflikte vorhersehbar zu und findet keinen Erzählrhythmus. Stattdessen schwankt er zwischen Scharmützel im Gebirge und verleumderischem Liebesverrat zu Hause. Dort treibt Fritz Karl als schmieriger Lehrer sein Unwesen. Und nimmt dabei ein grausiges Ende.

KURIER-Wertung:

INFO: "Der stille Berg". Drama. Ö 2014. 94 Min. Von Ernst Gossner. Mit William Morseley, Eugenia Costantini, Emily Cox.

"Petersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft"

Kinderfilm. Erster Realspielfilm, der auf den beliebten Kinderbüchern von Sven Nordquist beruht – und zwar insgesamt gleich vier davon. Ulrich Noethen spielt den kauzigen Petersson, der ein beschauliches Landleben führt, sich allerdings dabei etwas einsam fühlt. Mit viel tricktechnischem Aufwand wurde an seine Seite eine Katze animiert – natürlich Findus. Er vertreibt dem Alten die Zeit, zumal er auch noch sprechen kann. Als ein Hahn bei ihnen einzieht, wird Findus eifersüchtig.

"Vampire Academy"

Komödie. Die 17-jährige Rose (Zoey Deutch) und ihre Freundin Lissa (Lucy Fry) scheinen beide ganz normale Teenagerinnen zu sein. Allerdings tragen sie gerne einen Tropfen Blut auf der Lippe – und genießen eine Ausbildung besonderer Art: Rose ist eine Halbzeit-Vampirin, die andere sogar Vollblut-Langzahn. Gemeinsam trainieren sie spezielle Kampftechniken, um sich vor bösen Vampiren, die es auf Lissa abgesehen haben, zu schützen. Allerdings bringt ausgerechnet der Trainer und Mentor Dimitri das Leben von Rose ordentlich durcheinander.

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