Da gerade sein Zugang aber auf Erklärungen nicht verzichten kann, steht das Programmheft als Moderatorin und Kommentatorin auf der Bühne. Das birgt jedoch mehrere Schwierigkeiten, auf die Bel und die Kunsthistorikerin und Moderatorin Estelle Zhong Mengual in diesem Format stoßen. Sie glauben nicht an die Kraft des Theaters und präsentieren von ihnen ausgewählte Stücke gleich mit ihren Interpretationen, mit denen sie das Publikum konfrontieren.
Dabei gibt es durchaus interessante Gedanken in den von Bel und Mengual ausgewählten „Non human dances“. Alle Stücke, zumeist Ausschnitte aus vorhandenen Choreografien vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, befassen sich mit der Natur. Pflanzen, Tiere und natürliche Lebensräume werden in den Arbeiten widergespiegelt. Bel und Zhong weisen auf die Brüche zur Wirklichkeit hin, die dabei entstehen.
Tanz und Repräsentation wie im eröffnenden Solo, einer Rekonstruktion des berühmten Tanzes, in dem Ludwig XIV. den „Sonnenkönig“ verkörperte, der zu seinem Beinamen wurde, ist ein guter Beginn. Es folgen einzelne Sequenzen aus dem Ballettklassiker „Schwanensee“, für Mengual sind die Schwäne in dieser Choreografie „Karikaturen“. Als Choreograf der „Schwanenakte“ gilt nicht Marius Petipa, wie in der Moderation erwähnt, sondern Lew Iwanov. Außerdem handelt es sich um durch im Märchen verzauberte junge Frauen.
Es folgen kurze Choreografien aus der Entstehungszeit des „Modernen Tanzes“ mit dem nachvollziehbaren Ansatz, dass beispielsweise Isadora Duncan und Loïe Fuller Begriffe aus der Natur für die Befreiung aus den Ballettstrukturen verwendeten. Dass Pina Bauschs „Jahreszeiten“-Szene aus dem legendären Tanztheater „Nelken“ aus dem Jahr 1982 nicht die Klimakatastrophe anno 2024 schildern konnte, ist hingegen wieder eine banale Erklärung.
Zum Finale ist eine „Löwen-Szene“ aus Xavier Le Roys „LOW PIECES“ von 2011 zu sehen, in der Le Roy konsequent nicht nur Bewegungen, sondern auch das Verhalten von Löwen in Choreografie umsetzte. Eine Arbeit, an der nicht wenige Tänzerinnen und Tänzer mitwirkten, die in Folge bedeutende Choreografinnen und Choreografen wurden.
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