„Jungle“ hat keine Handlung und ist dennoch kein abstraktes Stück. Vielmehr ist es ein Tanztheater, in dem die Körpersprache zu einem faszinierenden Kommunikationsmittel wird. Mit einem Gong setzt die an koreanischen Instrumenten reiche Komposition Marihiko Haras ein.
Die siebzehn Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich in einem Kreis, aus dem sie sich nach und nach lösen. „Process Init“ heißt die choreografische Sprache Kims. Sie besteht aus einem Bewegungsfluss mit starken Arm- und Handbewegungen, mit oft weit nach hinten gebeugten Rücken, manchmal auf Halbspitze getanzt. Elemente werden tänzerisch zwischen den Tänzerinnen und Tänzern übertragen, aufgegriffen und weitergeführt.
Das Reagieren wirkt spontan, erfolgt jedoch nur in dieser spezifischen Sprache Kims. Schon diese dichten Bewegungen entsprechen einem Dschungel, unterstützt vom Bühnenbild aus einer Deckeninstallation mit raffinierten Lichtmöglichkeiten und Kostümen.
Die Tänzerinnen und Tänzer verkörpern Menschen und Pflanzen. Beide fallen aus einem Garten Eden hart auf den Boden der Realität. Wie vom Wind bewegt, wiegen sie sich, richten sich wieder auf. Sie erinnern dabei an Reispflanzen. Oder sind es geschüttelte Menschen? Jedes Lebewesen hat sich nicht vorhersehbaren Situationen zu stellen. In der Ruhe liegt viel Kraft, aus meditativen Situationen entstehen zum Herzschlag-Rhythmus der Musik starke Bilder.
Licht und Schatten
Dem Modern Dance zugrunde liegende Gegensätze wie Spannung – Entspannung greift Kim auf und ergänzt sie. Licht und Schatten, Aktivität und Passivität, Erweiterung und Beschränkung, sie alle setzen Kontrapunkte und bringen Alltägliches in diesen kunstvollen Tanz ein. Aufeinander Zugehen löst Konflikte, lässt die Existenzen bei Bedrohung und Veränderung zusammenfinden. Kims „Jungle“ wirkt wie ein choreografisches Gedicht und bringt dem vielseitigen ImPulsTanz neue Blickwinkel auf den zeitgenössischen Tanz.
Von Silvia Kargl
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