Sex und der Tod, Autounfälle und ein leeres Spital

Hurts Band
Mit dem zweiten Album "Exile" haben sich Hurts an Nine Inch Nails orientiert. Das Duo im Interview.

Es geht nur um Sex und den Tod“, sagt Hurts-Sänger Theo Hutchcraft und schaut erstaunt drein. Im KURIER-Interview beschreibt er die Themen des eben erschienenen zweiten Albums „Exile“. Aber so prosaisch prägnant hat er es noch nie formuliert. „Es gibt keinen Anlass dafür, keiner ist gestorben. Aber jetzt, wo wir darüber sprechen, komme ich drauf, dass es in jedem Lied um das eine oder das andere geht.“
Vielleicht liegt das daran, wie Hurts ihre Songs schreiben: Eine tief empfundene Emotion hernehmen und sie – mit viel Drama und Theatralik – in eine Story verpacken. Das machte das Duo aus Manchester berühmt, ihre Elektro-Pop-Perlen wie „Wonderful Life“ und „Illuminated“ ab Sommer 2010 zu wahren Welthits. Auf YouTube gibt es ein Video, in dem sogar Kinder in Tansania den Hurts-Song „Stay“ singen.

Verrückt

Sex und der Tod, Autounfälle und ein leeres Spital
epa02622577 Singer Theo Hutchcraft (L) and musician Adam Anderson (R) of British band Hurts perform onstage during a concert at the Grosse Freiheit 36 in Hamburg, Germany, 08 March 2011. The concert kicked off the band's tour through Germany. EPA/ANGELIKA WARMUTH
„Das hat uns umgehauen“, sagt Anderson. „Es ist schon verrückt genug, dass man unsere Musik in Deutschland, Estland und sogar Japan und China so gern mochte. Aber in Tansania! Wie ist das nur möglich? “
Das Erstaunen, aber auch die Dankbarkeit darüber steht den beiden ins Gesicht geschrieben. Nichts liegt ihnen ferner, als sich über den Stress, den der Erfolg mit sich bringt, zu beschweren. Schließlich haben sie sechs Jahre in diversen Bands gerackert, bevor ihnen ihr Debüt-Album „Happiness“ – ein letzter verzweifelter Versuch, eine Sekunde vom Aufgeben – den Durchbruch brachte.
Weil aber „Happiness“ aus der Depression der jahrelangen Erfolglosigkeit entstanden war, waren Hutchcraft und Anderson ein wenig nervös, was das Schreiben der Songs für das zweite Album anging: „Wir dachten, dass wir als glückliche Typen vielleicht nichts zu sagen haben. Aber wir hatten während der Tour viel darüber gesprochen,was wir machen können und wollen. Als wir dann Zeit dazu hatten, sprudelte es heraus.“

Intensiv

Der wichtigste Referenzpunkt, den die beiden auf der Tour besprochen hatten: Der Industrial-Sound von Nine Inch Nails: „Wie Band-Boss Trent Reznor etwa bei der CD ,Downward Spiral‘ Geräusche so verwendet hat, dass sie nicht für sich stehen, sondern eine unglaublich intensive Atmosphäre liefern, ist fantastisch. Das wollten wir auch.“

Dafür verwob Soundtüftler Anderson Geräusche von Autounfällen mit Lärm, der in einem alten Spital aufgenommen wurde. Klar, dass Textautor Hutchcraft dann recht morbide Assoziationen dazu hatte: „The Road“ ist nach einem tödlichen Autounfall in der Welt der Geister angesiedelt, „The Rope“ ist das Seil für den Selbstmord, „das dich aber auch aus der Grube hieven kann“. Und „Mercy“ handelt von der Lust am Schmerz.
„Die Themen Sex und Tod sind – wie die Liebe – voll gepackt mit Emotion und Drama“, sagt Hutchcraft. „Sie sind mysteriös und erwecken aufrüttelnde Bilder. Wahrscheinlich empfinde ich sie deshalb als so inspirierend für neue Songs.“

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