Entstanden war der Song aber schon Ende 2019, um das Thema Gemütskrankheiten zu enttabuisieren: „Es geht um mentale Gesundheit, Depressionen und Ängste“, erzählt Gitarrist, Songwriter und Studiotüftler Ian D’Sa im Interview mit dem KURIER. „Wir wollten unsere Hörer damit wissen lassen, dass wir alle solche Phasen haben. Und dass es absolut okay und wichtig ist, um Hilfe zu bitten, um da wieder raus zu kommen. Aber wegen Covid 19 ist dieses Problem seither noch viel größer geworden.“
„I Beg To Differ“ war einer der ersten Songs, die Billy Talent für „Crisis Of Faith“ geschrieben haben. Und er ist einer von denen, die mit geradlinigem Rock den bisherigen Billy-Talent-Stil weiterführen.
Mit Tracks wie „Forgiveness I+ II“, auf dem eine Prog-Rock-Sequenz mit Bläsern zu hören ist, oder dem mit Streichern eingespielten „The Wolf“ erweitert die Band ihr Sound-Spektrum diesmal aber sehr stark.
„Weil wir keine Tour spielen konnten, hat mir die Pandemie die Zeit gegeben, Dinge auszuprobieren, die ich schon immer machen wollte“, sagt D’Sa. „Ich konnte so verrückte Sachen machen wie die mit den Streichern von ,The Wolf’. Die spielten nämlich in Nashville, während unser Dirigent in Los Angeles war. Und ich saß in Kanada in unserem Studio, um das aufzunehmen.“
Inhaltlich wollten Billy Talent mit „Crisis Of Faith“ eigentlich ein Manifest für „Hoffnung und Resilienz“ schaffen. D’Sa gibt aber zu, dass es auch ihm in der Krisenzeit oft schwerfiel, die Hoffnung zu bewahren. „Am Ende sprechen wir auf dem Album alles an, was in den letzten Jahren so passiert ist. Denn die besten Songs sind die, in denen man ehrlich ist.“
Dabei kommt auch die Sorge bezüglich des Klimawandels zum Tragen. Speziell in dem Song „Reckless Paradise“, bei dem die Kanadier auf ihr südliches Nachbarland blicken.
„Auch ,Reckless Paradise’ entstand Ende 2019. Da gab es diese verheerenden Brände in Australien. Trump war zwei Jahre im Amt gewesen und verleugnete den Klimawandel. Ich dachte, Amerika ist so ein großartiges Land, das so große technologische Fortschritte macht und alle Möglichkeiten für einen andern Weg hätte. Und dann wählen wir Politiker, die so leichtsinnig und rücksichtslos sind! Ich empfand das als riesigen Rückschritt.“
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