ORF

Neue ORF-Struktur: Aber wer ist Chef?

Konflikte vorprogrammiert: Wrabetz könnte Zechner entmachten
Wrabetz will Channelmanager. Keiner weiß, wem sie anschaffen.

Künftig sollen auch ORFeins und ORF2 mit sogenannten Channelmanagern bestückt sein. So stand es im Bewerbungskonzept von Alexander Wrabetz zu seiner Wiederwahl. So wird es im Hintergrund bereits verhandelt. So unklar sind die Details. Ab 1. April soll es soweit sein, wird kolportiert.

Aber wie so oft bei Wrabetz gilt: Ob? Offen. Wie? Auf den letzten Metern. Die Mannschaft? Zwischen Konfusion und Schulterzucken.

Fest stehen bisher lediglich zwei Namen: Lisa Totzauer, bisher Infochefin von ORFeins, soll den ganzen Kanal führen, ORF2 soll der ehemalige Salzburger Landesdirektor Roland Brunhofer leiten. Beide wurden diese Woche bei Terminen mit dem General gesichtet. Die Themensetzung dürfte klar sein: Wer schafft wem an? Die Channelmanager befinden sich im Organigramm in einer Sandwichposition zwischen Programmdirektorin Kathrin Zechner und den Hauptabteilungen (z.B. "Aktueller Dienst" mit "ZiB"und Co.).

Entmachtung?

Weniger klar ist – so wurde das dem KURIER berichtet – auf welche Ressourcen die Channelmanager Zugriff haben werden. Sollten sie, wie eigentlich geplant, Durchgriffsrechte auf Programm, Personal und Budget haben, wäre das eine Entmachtung der durchsetzungsfähigen Zechner.

Bleiben auch die Hauptabteilungen in ihrer bisherigen Machtfülle erhalten, ist eine sinnvolle Neustrukturierung gescheitert. Diese verfolgt ja insbesondere auch einen Sparauftrag: 300 Millionen Euro muss der ORF einsparen – nicht zuletzt über effizientere Strukturen.

Wrabetz mied bisher den offenen Konflikt mit Zechner, hat dafür aber mit ersten Sparwünschen auf ORF2 für interne Panik gesorgt: Dem Frühstücks-Fernsehen sollen von 9 Millionen Euro Budget mehr als die Hälfte gestrichen werden – das Format könnte aber mit nur mehr vier Millionen de facto nicht überleben. Klingt nach einem Fall fürs Channelmanagement.

Dittlbacher etwas anschaffen?

Aber dürfte zum Beispiel Brunhofer auf ORF2 dem dortigen Chefredakteur (und Hauptabteilungsleiter) Fritz Dittlbacher etwas anschaffen? Der Aufschrei wäre vorprogrammiert. Wrabetz, der offene Konflikte bisher immer mied und soweit wie möglich verschleppte, müsste sich auf Querschüsse über Social Media und den Redakteursrat gefasst machen. Brunhofer ist in Wien verpönt, weil er das Landesstudio Salzburg recht umkrempelte und erfolgreich auf Effizienz trimmte.

Was der Generaldirektor plant, ist unklar. Wrabetz, der wie kein zweiter alle Bälle in der Luft hält, bis er sich in der letzten Sekunde zu einer Entscheidung durchringen muss, traut sich keiner seriös zu beurteilen. "Er hat schon viel versprochen", hört man hier wie dort zu dem Thema. Im März ist Stiftungsrat. Und die ORF-Enquete des Medienministers. Irgendwo muss ein Ball herunterfallen.

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