"Neue Normalität" am Kunstmarkt: Messe "Art Basel" ist online
Es hätte die Jubiläumsausgabe des weltweit wichtigsten Kunstmarktplatzes werden sollen. Doch weil auch ein für September anberaumter Ersatztermin nicht zu halten war, musste die 50. Ausgabe der Kunstmesse Art Basel - wie auch schon der Hongkong-Ableger zuvor - ins Netz auswandern.
Das von den Galerien eingeladene VIP-Publikum konnte - wie auch sonst auf der Messe üblich - bereits früher in die Messekojen gehen, die sich nun "Online Viewing Rooms" nennen. Dabei wurde auch Kunst in Preislagen verkauft, die sonst im Online-Bereich eher nicht erzielt werden. Wie der Branchendienst "Artnet" berichtet, hat hier der Kunstmarktkaiser Jeff Koons einmal mehr die Nase vorn: Seine Balloon Venus Lespugue (Red), eine von der "Venus von Willendorf" abgeleitete Hochglanz-Skulptur, wechselte demnach um 8 Millionen US-Dollar den Besitzer. Koons' Galerie David Zwirner war eine der ersten Großgalerien, die früh auf aufwändige Web-Präsenzen setzten und bereits bei der "Art Basel" im Vorjahr durch einen parallelen Messestand im Netz auf sich aufmerksam machten.
Die vom Messeveranstalter zur Verfügung gestellte Web-Plattform, die seit Freitag für alle Interessierten (nach Registrierung) zugänglich ist, verschmilzt nun anlässlich der "Art Basel" noch deutlicher mit anderen Angeboten der Galerien. So führen manche "Viewing Rooms" zu anderen, aufwändigeren Online-Schauräumen; manche haben aber auch ein Gegenstück im realen Raum.
So richtete Thaddaeus Ropac an seinem Londoner Standort einen nichtvirtuellen Schauraum mit dem Angebot ein, das auch auf der virtuellen Messe zu sehen ist. Das Gemälde "Elke in Frankreich" von Georg Baselitz (2019) ging dabei in den VIP-Tagen bereits um 1,2 Millionen Euro an einen neuen Besitzer, wie die Galerie bekannt gab. Ein Bild von Roy Lichtenstein verkaufte Ropac um 580.000 Euro.
Wie Ropac zuletzt im KURIER-Interview erklärt hatte, werden derlei hochrangige Verkäufe freilich länger vorbereitet und sind nicht unbedingt auf die Shoppinglaunen von sammellustigen Reichen zurückzuführen, die sich mal eben durch das Online-Angebot der Art Basel klicken. Dass digitale Angebote in Zeiten eingeschränkter Mobilität an Bedeutung gewinnen, ist aber nicht zu übersehen. Und langsam beginnen sich zahlreiche Hybridformen abzuzeichnen, in denen direkter Sammlerkontakt, virtuelle Plattform und Galerieraum ineinander greifen.
Auch zahlreiche andere Galerien aus Österreich nutzen die virtuelle Messe als Schaufenster - so hat Martin Janda ein Gemälde von Melanie Ebenhoch im Programm, das derzeit auch in den Galerieräumen in der Wiener Eschenbachgasse zu sehen ist. Mit 9800 Euro ist es eher im niedrigeren Preissegment angesiedelt.
Gegenüber dem Branchenmedium Artnews berichteten mehrere internationale Händler von "robusten" Verkäufen, die teilweise mit Hilfe von Videokonferenzen abgewickelt wurden. Als Ersatz für das tatsächliche Messegeschehen wollte die Digitalmesse freilich niemand bezeichnen. Dass das Mischverhältnis der Angebote am Kunstmarkt sich verändert hat, ist aber klar; vieles, das sich jetzt bewährt, wird wohl in den folgenden Jahren erhalten bleiben.
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