Nestroy-Preise: Improvisation statt Drehbuch

Michael Niavarani und Otto Schenk bei der Verleihung des 18. Wiener Theaterpreises "Nestroy" im Ronacher in Wien.
Im Wiener Ronacher wurden die Preise für die besten Theaterleistungen überreicht.

Einmal pro Jahr trifft sich die heimische Theaterbranche, um die Besten ihrer Zunft zu feiern. So auch bei der inzwischen 18. Gala im Ronacher, wo es wieder darum ging: Wer darf letztlich einen Nestroy mit heimnehmen?

Zu Beginn gab es eine Überraschung: Das bestellte Textbuch zu einer Bühnenshow zum Thema "Wie gefährlich ist die Kunst?" von Julya Rabinowich wurde nicht realisiert. Es wäre in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu verwirklichen gewesen, sagte Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann eingangs. Michael Niavarani bewies stattdessen eindringlich seine Improvisationsfähigkeiten.

Es wurde ein Abend mit politischen Untertönen. So appellierte Birgit Stöger, die für "Menschenfeind" sowie "Kasimir und Karoline" am Volkstheater als beste Darstellerin einer Nebenrolle ausgezeichnet wurde, die Abschiebung eines Asylwerbers zu verhindern. Die österreichische Choreografin und Performerin Doris Uhlich und Michael Turinsky, die den Spezialpreis für ihre grandiose Arbeit "Ravemachine" bekamen, hielten ein Plädoyer gegen Ausgrenzung – und wurden dafür mit Standing Ovations bedacht.

Andrea Jonasson wurde von der Kritiker-Jury für ihre eindringliche Leistung in "Die Verdammten" im Theater in der Josefstadt zur besten Schauspielerin gekürt. Grund zur Freude hatte ein weiterer, an den "Verdammten" stark beteiligter Künstler. Elmar Goerden wurde für seine Inszenierung dieses Stücks zum besten Regisseur erwählt. Joachim Meyerhoff, der in Jan Bosses Inszenierung von "Die Welt im Rücken" die Hauptrolle spielte, wurde bester Schauspieler.

Der Publikumspreis ging an Max Simonischek.

Für "The miracle worker" im Theater der Jugend und "Die Wildente" in der Josefstadt wurde Maresi Riegner als bester weiblicher Nachwuchs prämiert. Ihr männliches Pendant wurde Felix Hafner für seine Inszenierung von "Der Menschenfeind" im Volkstheater. Die beste Off-Produktion war mit "HOLODRIO Lass mich Dein Drecksstück sein! " im Rabenhof zu sehen. Regie bei diesem André-Heller-Abend führte Thomas Gratzer. Die beste Bundesländer-Aufführung kommt aus Graz. Hier wurde "Der Auftrag/Dantons Tod" in der Regie von Jan-Christoph Gockel mit dem Nestroy prämiert.

Die beste deutschsprachige Aufführung war am Münchner Residenztheater zu sehen: Ulrich Rasche inszenierte Schillers "Räuber". Schon im Vorfeld war klar, dass Katrin Brack den Nestroy für die beste Ausstattung, Ayad Akhtar jenen für das beste Stück sowie Kirsten Dene die Trophäe fürs Lebenswerk erhalten würden.

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