Bilderbuchstart in eine zweite Karriere

Natalie Dessay mit Michel Legrand
Kritik: Sopranistin Natalie Dessay bewies im Konzerthaus auch als Chanson-Sängerin ihre Klasse.

Der Opernbühne hat Natalie Dessay noch nicht ganz Adieu gesagt – das eigentliche Interesse der französischen Sopranistin aber gilt längst anderen Dingen. Etwa den Liedern und Chansons von Michel Legrand, mit dem Dessay unter dem Titel „Entre elle et lui“ (so auch der Titel der neuen CD) eine Europa-Tournee absolviert. Auch im (nicht ausverkauften) Wiener Konzerthaus bewies sie, dass einer zweiten Karriere als Chanson-Sängerin nichts im Wege steht.

Von Deneuve bis Streisand

Als Kind habe sie „Les Demoiselles de Rochefort“ von Jacques Demy (Musik: Legrand) gesehen – da wollte sie Catherine Deneuve sein. Als Jugendliche habe sie „Yentl“ (einer von drei Oscars für Legrand) geliebt – ab da vergötterte sie Barbra Streisand. Ja, die Dessay war auch eine exzellente Moderatorin. Und ja, die Dessay durfte sich nun all diese Träume erfüllen.

Hinreißend etwa „Papa, Can You Hear Me?“, „La Valse des Lilas“, „Mon Dernier Concert“, „Peau d'Ane“ oder „Le Rouge et le Noir“ – mühelos kreierte Dessay stets die passende Atmosphäre, erfüllte jede Nummer mit prallem Leben. Auch dank der exzellenten Musiker: Die Harfenistin Catherine Michel, der Kontrabassist Pierre Boussaguet, der Schlagzeuger François Laizeau und natürlich Legrand am Klavier: Der Jubel war berechtigt. Nur das Singen sollte der 81-jährige Legrand, der auch einen Ausflug in die Jazz-Geschichte unternahm, doch lieber anderen überlassen.

KURIER-Wertung:

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