"Goldener Schikaneder" zum ersten Mal vergeben

"Goldener Schikaneder" zum ersten Mal vergeben
Der Auftakt zum österreichischen Musiktheaterpreis ist gemacht. Am Freitag ist die Verleihung in ORF III zu sehen.

Die erste Verleihung des österreichischen Musiktheaterpreises im MuTh-Konzertsaal der Wiener Sängerknaben im Augarten setzte am Mittwochabend einen Schlusspunkt unter die Anlaufschwierigkeiten der vergangenen Monate. Nun darf der „Goldene Schikaneder“ – so der Name der Trophäe – in der Musikhauptstadt Wien als Ergänzung zum Theaterpreis Nestroy gesehen werden.

Moderator Christoph Wagner-Trenkwitz präsentierte sich dem in extravaganten Abendkleidern und mit perfekt sitzenden Frisuren angereisten Publikum gleich zu Beginn "als Hebamme, die dieses Wunschkind auf die Welt zerrt". Die Kinderkrankheiten und das Mühsal gehörten nach der Geburt dazu, aber "der Preis wird wachsen und gedeihen und uns noch viel Freude bereiten".

Namen musste geändert werden

"Goldener Schikaneder" zum ersten Mal vergeben
Weniger Freude hatten die Initiatoren Karl-Michael Ebner und Elisabeth Flechl im Vorfeld gehabt. So kam ihnen nicht nur der angedachte Titel - "Goldener Papageno" - abhanden; auch der große Tanker Wiener Staatsoper verzichtete auf die Teilnahme. Ein Umstand, den der Moderator gewohnt humorig anzusprechen wusste: "Ich glaube, wenn ich Staatsoperndirektor wäre, würde ich mich auch nicht trauen, teilzunehmen. Schließlich ist die Staatsoper per definitionem das beste Haus der Welt", schmunzelte Wagner-Trenkwitz. "Jeder Preis, den sie nicht kriegen würde, wäre ein Schlag ins Gesicht. Ja, die Staatsoper ist das beste Haus der Welt, aber vielleicht lässt sie uns das auch mal überprüfen..."
"Goldener Schikaneder" zum ersten Mal vergeben
APA8472698 - 01072012 - WIEN - ÖSTEREICH: Marlis Petersen als "Olympia, Antonia, Giulietta und Stella" (R..) während der Fotoprobe von Jaques Offenbach "Les Contes d´Hoffmann" am Samstag, 30. Juni 2012 im Theater an der Wien. Die Premiere ist am 4. Jui 2012. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Kein böses Blut also, aber eben eine recht starke Konzentration bestimmter Häuser, was die Streuung der Preise betrifft. Das Theater an der Wien räumte insgesamt vier "Schikaneder" ab, darunter die beste Gesamtproduktion ("The Turn of the Screw") und die beste Regie (Torsten Fischer für "Telemaco"). Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer nahm denn auch sichtlich stolz den Preis für den abwesenden Regisseur sowie den "Goldenen Schikaneder" für die beste Produktion entgegen, die er als Bestätigung dafür sah, "dass die Stadt Wien sich getraut hat, ein durch den Steuerzahler subventioniertes neues Opernhaus zu schaffen". "The Turn of the Screw" halte Geyer für eine der besten der bisher am Theater gezeigten 90 Produktionen seit Beginn seiner Amtszeit 2006.

Drei Auszeichnungen für Volksoper

"Goldener Schikaneder" zum ersten Mal vergeben
APA5535010 - 12102011 - WIEN - ÖSTERREICH: Annemarie Kremer als "Salome" und Sebastian Holecek als "Jochanaan" am Mittwoch, 12. Oktober 2011, während der Fotoprobe zu "Salome" in der Volksoper Wien. Premiere: 15. Oktober. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Die Volksoper, deren Orchester den Abend unter der Leitung von Lorenz C. Aichner musikalisch begleitete, wurde mit drei Auszeichnungen bedacht. Ebenso oft wurde die Oper Graz gewürdigt, das Tiroler Landestheater wurde für "Frida Kahlo - Pasion por la vida" ex aequo mit der Volksoper ("Carmina Burana") für die beste Ballettproduktion ausgezeichnet. Die Preise - eine von Sabine Kappitz und Wilhelm Willisch geschaffener Papageno-Figur - wurden von Juroren, Wegbegleitern und Sponsoren überreicht. Die Skulptur, die sich am ursprünglich geplanten Namen "Goldener Papageno" orientiert, sorgte im Laufe des Abends dann auch für den einen oder anderen Versprecher, der vom Publikum mit viel Gelächter bedacht und von Wagner-Trenkwitz nervös kommentiert wurde. Musikalisch umrahmt wurde die zweistündige Gala von den Auftritten der nominierten Nachwuchssängerinnen Susanne Langbein und Martina Mikelic. Den Preis als "bester Nachwuchs" heimste schließlich die aufgrund von Proben abwesende Sieglinde Feldhofer von der Grazer Oper ein.

Den Preis für sein Lebenswerk konnte der 86-jährige Operettenstar Peter Minich nicht selbst in Empfang nehmen, da er mit Bronchitis und einem Luftröhren-Katarrh das Bett hüten musste. Laudator Robert Herzl dankte dem Geehrten dafür, "dass du die Operette durch deine Kunst in Höhen katapultiert hast, in die sie gehört". Minichs Ehefrau Guggi Löwinger nahm die Ehrung sichtlich gerührt entgegen und bedankte sich bei den Initiatoren für die Schaffung des Musiktheaterpreises.

Dass die Einreichungen aus den Bundesländern (Landestheater Linz, Vorarlberger Landestheater, Salzburger Landestheater) bis auf die Grazer Oper und das Tiroler Landestheater leer ausgingen, schmälert hoffentlich nicht deren Ambitionen, auch im kommenden Jahr wieder teilzunehmen. Heuer entschlagen hatte sich das Stadttheater Klagenfurt, da der dortige neue Intendant Florian Scholz darauf verzichtete, Produktionen seines Vorgängers einzureichen. Ebenso für die Zukunft angedacht ist auch eine Kategorie für die beste "Off-Produktion". Der "Goldene Schikaneder", der privat finanziert wird, hat durchaus Chancen, zu einem "Nestroy"-Preis des Musiktheaters heranzureifen. Mit ein wenig Mut seitens der Einreichenden sowie der Jury darf man auf eine etwas breiter gefächerte Preisverleihung 2014 hoffen. Diese findet am 3. Juni in Salzburg statt. Für alle, die entweder kein Abendkleid oder kein Ticket hatten: Den gestrigen Gala-Abend kann man am Freitag ab 23 Uhr auf ORF III zu Hause auf der Couch nachschauen.

Alle Preisträger

Beste Männliche Hauptrolle
Sebastian Holecek, "Salome", Volksoper Wien

Beste Weibliche Hauptrolle
Marlis Petersen, "Les Contes d'Hoffmann", Theater an der Wien

 Beste Männliche Nebenrolle
 Rainer Trost, "Telemaco", Theater an der Wien 
 Beste Weibliche Nebenrolle
 Dagmar Hellberg, "Die spinnen, die Römer!", Volksoper Wien Beste Regie Torsten Fischer, "Telemaco", Theater an der Wien
 Beste Ausstattung Heike Scheele, "Carmen", Opernhaus Graz Beste Musikalische Leitung
 Johannes Fritzsch, "Elektra", Opernhaus Graz Beste Ballettproduktion - ex aequo
 "Carmina Burana", Volksoper Wien "Frida Kahlo - Pasión por la vida", Tiroler Landestheater Beste Gesamtproduktion "The Turn of the Screw", Theater an der Wien Bester Nachwuchs Sieglinde Feldhofer, Opernhaus Graz 

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