Musikalisches Pingpongspiel gegen den Schönheitswahn

Schwitzen für die Schönheit: Trainerin Ruth Brauer-Kvam gibt Isabel Weicken, Sona MacDonald und Marika Lichter (v. li.) Anweisungen
Franz Wittenbrink zeigt ab Donnerstag in den Wiener Kammerspielen "Schön schön schön".

Vom Würstelstand über das Kaffeehaus ins Fitness-Studio – Franz Wittenbrink ist zurück im Theater in der Josefstadt. Nach "Eh wurscht" und "Forever Young" zeigt der deutsche Regisseur, Komponist, Pianist und Arrangeur in den Kammerspielen, wie das so ist, wenn man – besser frau – nur ein Ziel hat: Schönheit um jeden Preis.

"Schön schön schön" heißt der neue Wittenbrink-Abend, der mittels viel Musik und bekannter Songs Geschichten über den Alltag in einem Fitness-Studio erzählt. Fünf Damen und zwei Herren sind dafür aufgeboten, die Arbeit entstand wie immer bei Wittenbrink "in einer kreativen Art von Pingpongspiel" mit den Protagonisten.

Warum aber ausgerechnet das Thema Schönheit und Fitness? Wittenbrink: "Weil es aktuell ist. Die Welt ist ja im Würgegriff einer Schönheitsindustrie, die uns ständig einredet, dass wir alles tun müssen, um den körperlichen Verfall aufzuhalten. Das ist ein weltweites Milliardengeschäft. So als hätten wir die Verpflichtung, für immer jung zu bleiben. Aber der Verfall ist letztlich nicht aufzuhalten. Das will ich auf humorvolle Art aufzeigen."

Musikalisches Pingpongspiel gegen den Schönheitswahn
epa04385338 A picture made available on 05 September 2014 shows German director Franz Wittenbrink posing during an interview with the Austrian Press Agency (APA) at Kammerspiele theater in Vienna, Austria, 01 September 2014. The premiere of the play 'Schoen schoen schoen' will be released on 11 September. EPA/HERBERT NEUBAUER
Wittenbrink weiter: "Das Ganze soll in Richtung Groteske gehen. Die Realität an sich ist ja schon wahnsinnig genug, wir gehen noch einen Kick darüber hinaus. Nach dem Motto: Schönheit ist nicht kaufbar, aber endend."

Doch wie hält es Wittenbrink mit der Fitness? Lachend: "Ich war Schulmeister im Geräteturnen, aber das ist schon lange her. Nur zum Laufen war ich immer zu faul. Wenn ich ein Fitness-Studio besuche, dann wegen des Wellness-Bereiches. Aber ich fahre gern Rad. Nicht auf diesen Hometrainern, auf der Straße. In Hamburg, wo ich lebe, geht das ganz gut."

Wiener Mischung

In Wien fühlt sich Wittenbrink sehr wohl. "Ich pflege ein treues Verhältnis zu Josefstadt-Intendant Herbert Föttinger. Er ist ein Direktor, der einem Raum lässt. Und hier gibt es wunderbare Schauspieler. Außerdem mag ich als Piefke diese Außensicht auf Österreich und auf Wien. Diese Wiener Mischung aus Balkan-Anarchie, freundlicher Verlogenheit und Humor, der über sich selbst lachen kann, finde ich schön. Wir Deutsche können leider nur selten über uns lachen."

Gibt es somit weitere Pläne für die Josefstadt? "Mein Kopf ist voller Projekte. Eines etwa trägt den Arbeitstitel ,Die deutsche Seele‘. Das wäre vielleicht sogar ganz passend, auch für Wien."

„Schön schön schön“: Die Fakten

Wittenbrink
fungiert als Autor, Komponist, Arrangeur, Regisseur und leitet vom Klavier aus die fünfköpfige Live-Band. Wittenbrink-Abende (Geschichten werden mit wenig Text, fast nur über Musik und Songs erzählt) sind längst ein eigenes Genre geworden.

Produktion
Es spielen und singen: Ruth Brauer-Kvam, Marika Lichter, Sona MacDonald, Ann Mandrella, Isabel Weicken, Ljubiša Lupo Grujčić, Martin Niedermair. Regie: Franz Wittenbrink. Bühne: Miriam Busch. Kostüme: Nini von Selzam. Premiere: 11. September, 20 Uhr.

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