Museum Liaunig: Ein Ankerpunkt für die Kunst abseits der Zentren
Es ist, allein schon aufgrund der außergewöhnlichen Architektur, einen Besuch wert: Das Museum für die Sammlung des Industriellen Herbert Liaunig, 2008 eröffnet und 2014/'15 massiv baulich erweitert, bietet inmitten der abgelegenen Südkärntner Landschaft außergewöhnliche Räume, um die Früchte einer Sammelleidenschaft zu präsentieren, die von Porträtminiaturen bis zu großformatigen Gemälden und Skulpturen reicht.
Von Anfang an fuhr das Museum, auch mithilfe engagierter Berater und Kuratoren, allerdings einen Kurs, der stets über die Leidenschaft des Gründers hinausblickte - auf Kunstentwicklungen in Österreich, auf internationale Entwicklungen, auf Geistesverwandte. In der heurigen, noch bis 31. Oktober laufenden Saison - die erste nach dem Ableben Herbert Liaunigs im September 2023 - tritt die Privatsammlung erstmals in direkten Austausch mit einer anderen.
"Blind Date" heißt die ansprechend kuratierte Schau, die insbesondere die konkrete, geometrisch-abstrakte Kunst in den Fokus rückt. Sie war - neben der freien und "wilden" Malerei im Gefolge der Künstler, die sich in en 1960ern um die Galerie nächst St. Stephan sammelten - stets ein Schwerpunkt in Herbert Liaunigs Sammlung. Dessen Sohn Peter, ebenfalls ein Sammler, hat diesbezüglich ebenfalls Sensibilitäten, scheint er doch bei vielen der ausgestellten Werke als Leihgeber auf.
Doch es ist die Konfrontation mit der Münchner Sammlung von Maximilian und Agathe Weishaupt, die dem Arrangement das Etikett eines "Dates" einbringt. Maximilian Weishaupt entstammt einer deutschen Industriellenfamilie und ist als Sammler nicht mit seinem Bruder Siegfried zu verwechseln, der ebenfalls ein Privatmuseum - die Kunsthalle Weishaupt in Ulm - begründete.
Regelhaftigkeit und Abweichung
Maximilian und Agathe Weishaupts Sammlung fokussiert auf gegenstandslose Kunst, aber mit gänzlich anderen Namen und regionalen Schwerpunkten als jene Liaunigs. Was in den hohen, hellen Hallen tatsächlich zu Formen des zwiegesprächs führen kann: Wenn etwa die geometrischen Überlagerungen einer Esther Stocker neben einer aus Gittern gebauten Kugel des französischen Altmeisters François Morellet zu stehen kommen. Oder wenn die Skulpturen eines Roland Goeschl - der mit den "Humanic"-Farben - vor einem zweiteiligen Bild des Niederländers Bob Bonies zu stehen kommen, das ebenso Frage stellt, inwieweit Farbe Raum generieren kann.
Neben den Strängen der Kunst, die das Sammlermuseum immer wieder freilegt, gilt in dem Haus auch die Regel, dass einmal geschätzte Künstlerinnen und Künstler mit großer Konsequenz gesammelt und gezeigt werden. Aktuell ist es der Wiener Maler und Zeichner Roman Scheidl, dem anlässlich seines 75. Geburtstags eine große Schau ausgerichtet wird. Die Entwicklung seines Stils, die den oftmals von Reisen inspirierten Künstler von der "wilden Malerei" der späten 70er immer wieder zur ostasiatisch inspirierten Kalligrafie, aber auch zum prozesshaften Performance-Malen führte, wird in der Schau durchaus sichtbar - gleichwohl ist es keine Retrospektive, der Fokus liegt auf Werken jüngeren Datums.
Ein zweiter Kunstkosmos wird in dem - architektonisch ebenfalls spektakulären - Skulpturendepot aufgemacht: Die Kärntner Künstlerin Meina Schellander hat dem kreisrunden Saal ein Quadrat eingeschrieben und entlang dessen eine Werkauswahl platziert, die ihr Skulpturverständnis umreißt. Ständig scheint dieses zwischen greifbaren Objekten und bloßen Zeichen zu oszillieren, immer geht es auch um den Raum, der die Skulpturen umgibt, von ihnen bezeichnet und umschrieben wird. Im Detail bleibt alles freilich rätselhaft - wie auch bei im Geiste nahe stehenden Größen wie Walter Pichler, Bruno Gironcoli oder Cornelius Kolig, die ihrerseits freilich auch einen fixen Platz in den Liaunig-Sammlungen haben.
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