Mumford & Sons in Wien: Im Proberaum unter Tausenden

Mumford & Sons in Wien: Im Proberaum unter Tausenden
Der Band gelang in Wien auch dank ihrer unkonventionellen Bühne eine packende Show

Mumford & Sons sind nicht eine Band, sondern mindestens drei: Eine Folk-Band, eine Stadion-Rock-Band, eine Soul-Band und mehr. Daher war die Idee, auf ihrer aktuellen Tour keinen Frontalunterricht zu betreiben, sondern von einer zentral positionierten Bühne in viele Richtungen gleichzeitig zu spielen, nicht nur ein schlauer Zug zur Maximierung des Publikumskontakts: Das Setup war auch als programmatische Ansage zu verstehen.

Mumford & Sons in Wien: Im Proberaum unter Tausenden

In der ausverkauften Wiener Stadthalle gelang der Band damit am Freitag ein mitreißendes Konzert. Die musikalische Mehrdimensionalität, die manche der Band übel auslegen, war hier kein zu lösendes Problem, sie wurde gefeiert. Und obwohl die Technik mit einer absenkbaren Lichtdecke das Ihre tat, um den Wechsel zwischen bombastischen und intimen Stimmungen zu bewältigen, war die Dynamik des Konzerts doch primär ein Werk der Musiker selbst.

Mumford & Sons in Wien: Im Proberaum unter Tausenden

Dass Band-Kopf Marcus Mumford in Sachen Stimme und Bühnenpräsenz Bärenkräfte besitzt, ist offensichtlich. Doch auch er wäre nichts ohne die Spiellaune der anderen: Der vierköpfige Band-Kern wird live durch einen Schlagzeuger und je zwei Musiker an Trompete/Posaune sowie an Violine/Mandoline sowie Banjo und Gitarre ergänzt, und trotz der Dimension der Halle war es manchmal so, als sähe man einer Band im Proberaum zu.

Die geradlinig-rockigen Songs jüngeren Datums und die akustisch instrumentierten Stücke der Frühzeit waren in Wien auch selbstverständlicher durchmischt, vom geradlinigen Opener "Guiding Light" vom neuen Album "Delta" zum Pub-Rock-Stampfer "Little Lion Man" und weiter zu "Lover of The Light" (ja, Mumford hat offenbar eine Schwäche für verkappt christliche Lichtmetaphorik) schien alles wie aus einem Guss. Allein vor dem starken elektronische Gerüst einiger neuer Songs - insbesondere das gegen Konzertende gegebene "Picture You/Darkness Visible" erschien die Band ein wenig so, als hätte sie sich freiwillig in einen Käfig gesperrt.

Die auch von der Bühne aus oft variierte Ansage, dass die Musiker von Mumford & Sons einfach das tun, was sie lieben - und dabei eben auch nach Herzenslust Instrumente und Stile wechseln und ausprobieren - schien aber zu keinem Punkt des Auftritts unglaubwürdig. Wer noch immer beklagt, dass Mumford & Sons keine Folk-Band mehr sind, übersieht, dass die Gruppe den Wechsel zwischen den Dimensionen mittlerweile so gut beherrscht wie sonst nur wenige. 

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