"Müssen dort sein, wo die Menschen sind"
Die ORF2-Daytime mit den Tagesmagazinen bekommt eine einzige Redaktion samt Chef: Ex-ORF-Salzburg-Direktor Roland Brunhofer übernimmt heute diese Position – allerdings nur interimistisch. Denn so behält sich Generaldirektor Alexander Wrabetz diese Job-Karte für den ORF-Polit-Poker nach den Nationalratswahlen.
KURIER: Sie übernehmen die neu geschaffene Großredaktion für die ORF2-Tagesmagazine, aber nur zwischenzeitlich. Hat das Auswirkungen auf Ihre Arbeit, und warum tun Sie es?
Roland Brunhofer: Nein, es hat keine Auswirkungen. Und: Ich gehöre noch zu jenen Mitarbeitern, die grundsätzlich einen Auftrag eines Chefs annehmen. Das ist mein Selbstverständnis – das ist nicht bei allen so am Küniglberg.
Was ist daran reizvoll – Sie werden ja für Höheres kolportiert?
Das ist eine große Aufgabe, es sind für die Magazine immerhin fünf Stunden nationales Fernsehen pro Tag zu produzieren. Und es gibt eine enge Zusammenarbeit mit den Landesstudios, was es noch spannender macht. Ich meine, dass wir hier ein zukunftsweisendes Konzept umsetzen – denn in einer globalisierten Welt wird Heimat immer wichtiger. Es gibt keine nationale TV-Station, die den Seherinnen und Sehern so nah kommt, wie es der ORF mit diesen Sendungen sein wird. Ich gehe diese Aufgabe deshalb mit Freude an, aber auch mit Demut und ich weiß, dass ich nur der Trainer bin und das Spiel das Team macht.
Was ist das Ziel der Neuaufstellung der Tages-Magazine?
Wenn man die Vielfalt Österreichs im Programm widerspiegeln will , dann muss man dort sein, wo die Menschen sind. Ein Großteil der ORF-Gebührenzahler lebt nun mal außerhalb der Bundeshauptstadt. Deshalb müssen wir raus. Und je näher wir als ORF bei unseren Kundinnen und Kunden sind, umso näher sind wir an deren Lebensrealität und deren Wurzeln. Das wollen wir zeigen.
Bei der Daytime sollten vier Millionen Euro eingespart werden. Nun kommt auch das neue "Daheim in Österreich" aus dem mobilen Studio. Wird das nicht viel teurer?
Ganz im Gegenteil. Wir haben massiv an der Kostenschraube gedreht.
Kritiker meinen, diese Einsparungen bringen nichts, da die nicht mehr bei den Tages-Magazinen Beschäftigten weiter im ORF sind.
Auch im Vorfeld von "Guten Morgen Österreich" gab es solche Stimmen, und die lagen falsch. Hätten wir den Beweis für die kostengünstigere Produktion nicht antreten können, hätte die Geschäftsführung dieser Reform nie zugestimmt. Ich habe schon als Landesdirektor gezeigt, dass meine Budgets nicht nur halten, sondern sogar besser ausfallen.
Sie gelten als der Erfinder von "Guten Morgen Österreich". Ihre bisherige Bilanz?
Die Seherzahlen sind eindeutig: Wir hatten zu Beginn auf 18 Prozent Marktanteil gehofft und liegen jetzt durchschnittlich bei 30 Prozent. Wir haben mit 160.000 Zusehern zwischen 6 und 9 Uhr gerechnet und haben in Spitzenzeiten bis zu 360.000. Was das Team Tag für Tag auf den Bildschirm bringt, kann also nicht so schlecht sein, wie das Kritiker manchmal meinen. Zudem wirkt sich "Guten Morgen" sehr positiv auf den Tagesmarktanteil und damit den Werbewert des ORF aus.
Kommentare