Mozart und Salieri: Keine Gegenspieler, sondern Kollegen

Salieris Person, sein musikalisches Schaffen und sein Verhältnis zu Mozart stehen im Zentrum der Schau.
Wiener Mozarthaus: Eine neue Ausstellung über Antonio Salieri räumt mit hartnäckigen Legenden auf.

Mozart, vergib deinen Mörder. Ich gestehe, ich habe dich getötet“, so beginnt Miloš Forman geniales Filmdrama „Amadeus“, das auf dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Shaffer basiert. Obwohl der Regisseur oftmals beteuert hat, dass es sich dabei um keine Biografie, sondern reine Fiktion handelt, hat die Darstellung des alten, verbitterten Salieris, der mit blankem Neid auf das musikalische Genie dieses „obszönen Kindes“ blickt und seinen Widersacher letztlich ausmerzt, das Bild auf den italienischen Komponisten nachhaltig geprägt.

Mozart und Salieri: Keine Gegenspieler, sondern Kollegen
Ausstellung "Antonio Salieri. Die Fakten", im Wiener Mozarthaus, honorarfrei
Der Person hinter dem Mythos möchte nun das WienerMozarthausim Rahmen einer Sonderausstellung gerecht werden. „Wir wollen einen authentischen Salieri zeigen und seine Bedeutung für die Wiener Musikgeschichte hervorheben“, betont Direktor Gerhard Vitek.

Otto Biba von der Gesellschaft der Musikfreunde, aus deren Archiv Objekte für die Schau geliehen wurden, ergänzt: Ihm sei wichtig, den Besuchern „ganz einfach und nachvollziehbar mitzugeben, was man über Salieri wissen sollte. Nicht die Legenden oder die hochwissenschaftlichen Exkurse, sondern wie Salieri als Mensch war.“

Diener des Kaisers

Antonio Salieri wuchs in einer kleinen Stadt im Veneto auf. Schon früh entdeckte man sein musikalisches Talent. Nachdem seine Eltern gestorben waren, nahm ihm eine wohlhabende Patrizierfamilie bei sich auf und sorgte für seine Bildung. Mit 16 Jahren wurde er Florian Leopold Gassmann vorgestellt, der ihn einlud, mit ihm an den kaiserlichen Hof nach Wien zu kommen. Dort lernt er zunächst vor allem durchs Zuschauen, schon bald darf er aber auch seine eigenen Opern einstudieren und sich selbst als Hofkompositeur bewähren. 1788 wird er zum Hofkapellmeister bestellt. „Er war ein treuer Diener seines Herren. Er komponierte nichts, was das Kaiserhaus nicht brauchte. Den Markt bediente er dabei nicht, ehrgeizig war er auch nicht, und sich selbst vermarktete er schon gar nicht. Er ist auch nicht enttäuscht, als der Kaiserhof vier seiner Opern ablehnt. Salieri ist einfach ein Rad in der Musikmaschinerie. Sein einziger Ehrgeiz bestand darin, gute Schüler auszubilden“, erklärt Biba.

Tatsächlich unterrichtete Salieri eine ganze Musikergeneration, darunter Größen wie Beethoven, Schubert oder Liszt. Ihn und Mozart verband zeitlebens ein gutes kollegiales Verhältnis, sie schrieben sogar einmal eine Kantate zusammen. Um 1820 – Salieri ist zu dem Zeitpunkt noch am Leben, leidet jedoch schon unter schwerer Altersdemenz – tauchen erstmals Gerüchte auf, Salieri hätte Mozart umgebracht. „Er redet viel Blödsinn, aber das hat er nie gesagt“, beteuerten seine beiden Pfleger damals unisono.

„Die Gegnerschaft der beiden ist zu einer Zeit tradiert worden, als es einen heftigen Wettstreit zwischen der italienischen und der deutschen Musik gab. Salieri ist jedoch 1790 sogar von der Oper „Così fan tutte“ zurückgetreten, weil er fand, dass Mozart diese komponieren sollte. Er hat auch drei Messen Mozarts aufgeführt, was er wirklich nicht hätte tun müssen“, erläutert Biba.

Wie absurd diese Unterstellung ist, sieht man nicht zuletzt an dem Fakt, dass Constanze Mozart ihren jüngeren Sohn Franz Xaver, den sie zum Nachfolger des Vaters aufbauen wollte, zu Salieri in den Unterricht gab.

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