"Mozart quasi mit der Muttermilch aufgesogen"

"Mozart quasi mit der Muttermilch aufgesogen"
Sascha Goetzel dirigiert "Le nozze di Figaro" am Ring.

Wenn am Sonntag die neue Spielserie (16., 19., 22. und 25. 11., Letztere auch per Livestream) von Mozarts "Le nozze di Figaro" beginnt, ist dabei ein spezielles Debüt zu erleben. Erstmals nach sieben Jahren (Peter Schneider) dirigiert wieder ein gebürtiger Wiener Mozart im Haus am Ring: Sascha Goetzel.

Für Goetzel, der nach einigen Ballettabenden erstmals Oper am Ring macht, ist diese Rückkehr "etwas ganz Besonderes". Denn, so der international gefragte Künstler: "Als Wiener, als Salzburger oder auch als Prager hat man Mozart ja geradezu mit der Muttermilch aufgesogen. Ich bin schon ganz früh mit Mozart, konkret mit den Einspielungen des legendären Josef Krips, in Berührung gekommen. Und als Musiker dann auch mit den Erkenntnissen eines Nikolaus Harnoncourt und anderer Vertreter des Originalklangs."

Ein neuer Klang

Wie geht Goetzel mit Harnoncourts Ideen um? "Wir versuchen, einen neuen Mozart-Klang zu kreieren. Ich glaube nämlich, dass es möglich ist, mit einem modernen Orchesterapparat einen lebendigen, spannenden und heutigen Mozart zu präsentieren."

Was Goetzel an "Nozze" sonst reizt? "Das ist eigentlich das erste Ensemblestück der Operngeschichte. Man muss achtgeben, dass die individuellen Charaktere in den Ensembles Eigenständigkeit behalten. Dazu kommen die Rezitative, die wir intensiv geprobt haben, um sie noch musikalischer zu machen." Lachend: "Jetzt hoffen wir, dass alles gut läuft." Anderswo (an der Volksoper, in Innsbruck, St. Petersburg und anderen Tophäusern) hatte er mit Mozart große Erfolge.

Wirklich gut läuft es für Goetzel auch bei drei anderen Orchestern. So ist er Principal Guest Conductor des Orchéstre Symphonique de Bretagne und des japanischen Kanagawa Philharmonic Orchestra. Vor allem jedoch ist er Chef des Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra, das unter seiner Leitung in den letzten sechs Jahren zu einem Top-Klangkörper aufgestiegen ist.

Goetzel: "Alle Visionen, die wir in Istanbul hatten, sind aufgegangen. Aber wir planen auch viel Neues, etwa eine Neustrukturierung der klassischen Abo-Konzerte, bei denen dann alle Kunstgattungen miteinbezogen werden sollen. Wir haben also einiges zu tun."

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