Mit Handyvideos und Humor: Erinnern an den Holocaust
In Interviews professionelle Distanz zu wahren, ist ORF-Moderatorin Lisa Gadenstätter gewohnt. „Als ich dann alleine im Schneideraum war, ist mir aber schon die eine oder andere Träne runtergeronnen“, erinnert sich Gadenstätter im KURIER-Gespräch an die Arbeiten für „Schluss mit Schuld“. Die Dokumentation, die sie mit Elisabeth Gollackner realisiert hat, ist heute (20.15 Uhr) im Rahmen des „1938“-Schwerpunkts auf ORFeins zu sehen.
Gadenstätter sprach für den Film mit drei KZ-Überlebenden in Wien, Hamburg und Jerusalem über ihre Erinnerung an den Holocaust. Unter ihnen ist der 94-jährige Aba Lewit, der sieben KZs überlebt hat und einen der größten Nazi-Kriegsverbrecher, Amon Göth, erkannt und ausgeliefert hat. „Ich war beeindruckt davon, was dieser Mann erlebt hat und wie er es erzählt hat. Er hat keinerlei Rachegefühle.“ Gadenstätter hat ihn vor einem Jahr für ein „ZiB 24“-Interview getroffen – unter anderem inspiriert von diesem Gespräch entstand die Idee zur Doku.
Barrieren umgehen
Den Filmemacherinnen war es ein Anliegen, auch junge Menschen anzusprechen. Dafür setzten die beiden auf den ein oder anderen Stilbruch: Sie baten Jugendliche, sich während ihres Besuchs der Gedenkstätte Mauthausen mit dem Handy aufzunehmen und ihre Gedanken zu teilen. „Wenn man mit einem ganzen Kamerateam anrückt, sind viele ein bisschen gehemmt. Wir wollten diese Barriere umgehen.“
Zu sehen sind auch Momentaufnahmen vom Dreh, die man nicht unbedingt in einer Dokumentation erwarten würde: So wurde nicht geschnitten, wenn während eines Interviews plötzlich das Telefon läutete oder es kleine Missverständnisse zwischen Norddeutsch und Österreichisch gab: „Wir wollten auch eine andere Seite der Interviewten zeigen: Die sind lustig und können über sich lachen“, so Gadenstätter. „Das ist ja auch eine zentrale Frage des Films: Inwieweit hilft Humor dabei, so etwas aufzuarbeiten?“
Kommentare