Milliardär Pinault eröffnet neues Museum in Paris
Die Bauarbeiten waren schon im Februar 2020 vollendet, nach der langen Lockdown-Phase ist es endlich so weit: Die „Bourse de Commerce - Pinault Collection“, im Herzen von Paris im Viertel von Les Halles nahe dem Centre Pompidou gelegen, öffnet am Samstag, dem 22. Mai ihre Pforten. Es ist - nach dem Palazzo Grassi und der Punta della Dogana in Venedig - das dritte Museum, für das der französische Milliardär ein historisches Gebäude umbauen ließ. Wie auch in Venedig zeichnete der japanische Architekt und Pritzker-Preisträger Tadao Ando für den Umbau verantwortlich - laut Pinault Collection ist es sein bisher größtes in Frankreich realisiertes Projekt.
Die Kunstleidenschaft des französischen Milliardärs, der einst an der Spitze eines gewaltigen Luxus- und Modeimperiums mit Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga stand, geht bereits auf die frühen 70er Jahre zurück. Heute zählt seine Sammlung rund 10 000 Werke, davon werden etwa 200 zur Eröffnung gezeigt.
Die Stadt Paris hat Pinault für 50 Jahre die Rechte zur Nutzung des Gebäudes übertragen. Die Kosten für Umbau und Renovierung hat er finanziert: über 160 Millionen Euro. Dabei soll die Renovierung 30 Prozent des Budgets ausgemacht haben. Die Außenfassade von 1889 musste gereinigt, die prächtige Glaskuppel restauriert und die Panorama-Malerei gesäubert werden.
In die denkmalgeschützte Hülle der einstigen Handelsbörse baute Ando - inspiriert von russischen Matrjoschka-Puppen - einen Betonzylinder ein. Laut Angaben der Collection Pinault sind damit die Grundformen, auf denen Andos Arbeit immer wieder aufbaut, in allen drei Pinault-Museen vertreten: Ist im Palazzo Grassi alles auf den quadratischen Hof hin orientiert, weist die "Punta della Dogana" einen dreieckigen Grundriss auf. In der "Bourse de Commerce" dreht sich nun alles um die Kreisform.
In der zentralen Halle steht nun eine monumentale Skulptur, eine Wachs-Replik der barocken Skulpturengruppe "Der Raub der Sabinerinnen", geschaffen vom Schweizer Künstler Urs Fischer. In den nächsten Wochen werden sich die Wachs-Plastiken durch die Wärme des Sonnenlichts und die Hitze von „Skulpturenkerzen“ verformen - und zu neuen Kunstwerken werden.
Wem das bekannt vorkommt, ist auf der richtigen Spur: Die Skulpturengruppe war bereits auf der Venedig-Biennale 2011 im Arsenale zu sehen, ebenso Maurizio Cattelans "Tourists" - ausgestopfte Tauben, die 1999 für die Biennale-Halle ersonnen wurden und, als Leihgabe, auch bereits den Wiener Theseustempel bevölkerten.
Pinault ermöglichte auch dem Kunststar Damien Hirst 2017 seine Mega-Präsentation in Venedig und ist auch sonst nicht dafür bekannt, beim Sammeln und Ausstellen klein zu denken: Luc Tuymans, Sherrie Levine oder Thomas Schütte gehören zu den Künstlern, die im Milliardär einen neugierigen Kunden und Mäzen für große Unternehmungen fanden. Mit 40 Arbeiten des afroamerikanischen Künstlers David Hammons zeigt Pinault auch, dass er auch die aktuelle Hinwendung zu bisher unterrepräsentierten Kunstcommunities mitmacht.
Seine "Neugier und Leidenschaft" will Pinault nun mit einem möglichst großen Publikum teilen, wie es in den Presseunterlagen heißt. Von den rund 13 000 Quadratmetern Gesamtfläche sind etwa 7700 dem Publikum zugänglich, knapp 3000 sind Ausstellungen gewidmet. Im Untergeschoss befindet sich ein Auditorium mit über 250 Plätzen und eine Black Box, ein großer verdunkelter Raum für Installationen. Das Museum soll künftig mit einem Reigen von Wechselausstellungen bespielt werden. Als Teil des revitalisierten Viertels von Les Halles wird es neben Louvre und Centre Pompidou ein Fixpunkt der Pariser Kunstmeile werden - nicht zuletzt dann, wenn der internationale Städtetourismus wieder anzieht.
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