Ja, vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn der „Stöpsel“ schon damals, in den 1990er-Jahren, an der Plastikflasche fixiert gewesen wäre. Wenn Ödipus sein Coke Classic – er ist ja ein Klassiker – nicht hätte verschütten können. Und wenn es daher zu keiner Intimität mit Iokaste gekommen wäre.
Das klingt nach Monty Python. Und Moritz Franz Beichl belässt es dabei. Über die wahren Gründe für die „ganze Scheiße“ verliert er kein Wort. Eben, dass Ödipus die Eltern verlassen hat, um den Orakelspruch (er werde den Vater erschlagen und seine Mutter schwängern) nicht zu erfüllen. Nichtsahnend, dass diese ihn bloß erzogen haben und er den echten Eltern begegnen wird.
Der Autor und Regisseur beginnt sein ziemlich überdrehtes Stück „MfG, Ödipus“ mit dem Alltag im Silbergirlanden-Bungalow auf der Akropolis von Theben (man spielt Uno) – und der Flucht des 16-jährigen Antihelden: Beim Abschied von der geliebten Wand stimmt Florian Carove im AC/DC-Schüleroutfit Oasis („You’re my wonderwall“) an. In Theben erhält er aus der Hand von Kreon, der vom riesigen Loch träumt (auf der Suche nach dem Sinn denkt man an Pyramus und Thisbe), die Krone.
Urlaub in St. Pölten
Er träumt mit Iokaste (Birgit Stöger) als Running Gag vom Urlaub in St. Pölten (wo Beichl aufwachsen musste), und der naive Haymon von einer Göga (Göttergattin). Abkürzungen sind das Salz in der Antiken-Suppe, darunter MfG, der Y2K-Bug, vor dem Kreon (oberschlau: Philip Kelz) warnt, und die Limonade namens „Friede & Tzatziki“, kurz Fritz. Beichl flicht – „Theben eben!“ – Hermann Hesse und Herbert Grönemeyer ein, Paris Hilton und die Spice Girls, „Sweet Dreams“ und auch Castor (aber nicht Castorf!). Manchmal gehen mit ihm die Pferde durch, aber alle – darunter Skye MacDonald als Eteokles und Josephine Bloéb als Antigone – werfen sich mit Begeisterung in die Schlacht. Zweieinhalb Stunden hätten es aber auch getan.
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