Als Tochter eines Mathematikprofessors und einer Übersetzerin verbrachte sie ihre Kindheit an der Elfenbeinküste. „Dort konnte ich Tiere aus nächster Nähe beobachten“, schwärmt sie. Ihr Interesse galt vor allem Insekten, denn diese sonderbaren Wesen erinnerten sie an Aliens. So rasant wie der Flügelschlag einer Libelle entwickelte sich auch Arzquez’ Karriere: Bei ihrer ersten Schulaufführung in Frankreich entdeckte sie ein Gesangslehrer.
Heute, mit 36 Jahren, ist sie an den bedeutendsten Häusern von Paris bis New York gefragt. Die Breite ihres Repertoires reicht vom Barock bis zum 20. Jahrhundert. „Ich liebe es, zwischen den Epochen zu wandeln“, sagt sie. Wie ist das, wenn man so jung alles erreicht hat? Spürt sie noch Lampenfieber? „Immer. Das ist so wichtig. Man muss auf der Bühne stets verletzbar sein. Denn das Publikum liebt den Thrill, mitzufiebern, ob man einen Ton erreicht“, erklärt sie.
Und auf der Bühne fühle sie sich wie ein Kind auf einem Spielplatz. „Ich kann mich richtig amüsieren. Das Spielen, das Verkleiden macht mir wirklich Freude“, sagt sie. Eines aber werde man bei ihr nie erleben, dass sie nackt auftritt. Daher sei sie sehr vorsichtig bei der Wahl ihrer Regisseure.
Sie lasse sich aber gerne von allem Möglichen inspirieren. Bereits als Teenager vertiefte sie sich in die Romane von Stephen King. „Ich mag diesen Nervenkitzel, diesen Kosmos zwischen Horror und Übernatürlichem. Und ich versetze mich gern in die Figuren dieser Geschichten und frage mich, wie ich handeln würde. Ich sauge alles auf, was mich inspiriert.“ Kein Wunder, dass Gaëlle Arquez spielt, was sie ist, und das absolut natürlich.
Ihr nächstes Debüt? Charlotte in Jules Massenets „Werther“ werde sie 2021 singen. Der Octavian aus Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ ist schon anvisiert. „Aber bevor ich den singe, werde ich noch mein Deutsch verbessern“, sagt sie. Dann werde sie auch E. T. A. Hoffman lesen – auf Deutsch, versteht sich.SZO
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