#MeToo-Vorwürfe gegen Star-Galerist Johann König

BERLINER GALERIST JOHANN KÖNIG ERÖFFNET AUSSTELLUNG IM "KLEINEN HAUS DER KUNST"
Dem prominenten Kunsthändler, der auch einen Standort in Wien betreibt, wird Fehlverhalten vorgeworfen. Er bestreitet dies

Er fördere Frauen, betonte Johann König wiederholt - auch im Herbst 2021, als er zur Eröffnung seines Galeriestandortes im "Kleinen Haus der Kunst" gegenüber der Secession in Wien ausschließlich Arbeiten von Künstlerinnen präsentierte.

Dieses Bild hat nun aber Risse bekommen - denn in einem Bericht der ZEIT werfen zehn Frauen dem in Berlin beheimateten, global tätigen Galeristen eine Reihe von sexuellen Übergriffen vor. König selbst bestreitet diese, es gilt die Unschuldsvermutung.

Laut der deutschen Wochenzeitung hatte die Staatsanwaltschaft ab Februar 2020 bereits wegen sexueller Übergriffe ermittelt, diese aber wieder eingestellt - "ein hinreichender Tatverdacht habe nicht vorgelegen".

In dem Bericht kommen nun aber Frauen zu Wort, die "quält, dass König bisher nicht belangt wurde". Manche seien bereit, eidesstattliche Erklärungen zu unterschreiben oder ihren Namen zu nennen - etwa die Französin Alexandra Goullier. Sie sagt, dass sie bei einer Party im Umfeld der Kunstmesse FIAC 2017 beobachtet habe, wie König versucht habe, eine Frau gewaltsam in eine Toilettenkabine zu schleppen. "Ich habe ihn dann angeschrien und beschimpft, dass er weggeht", so Goullier. König bestreitet den Vorfall.

Weitere Frauen, die in dem Bericht zitiert werden, erzählen von anzüglichen Bemerkungen, ungewollten Küssen und Körperkontakten, die auch nach Abweisung nicht aufhörten. "Wie ein Beutestück" habe sie sich gefühlt, sagt eine Frau. "Als ob ich ein kleines Tier bin, das von einem großen gefressen wird".

#MeToo-Vorwürfe gegen Star-Galerist Johann König

Großes Tier

Vielen der Erzählungen gemein ist, dass es die Betroffenen nicht wagten, sich zu Wehr zu setzen - aus Angst, es sich mit König zu verscherzen. Der Galerist - Sohn des Star-Kurators Kasper König und Neffe des Kunstbuch-Verlegers Walther König - ist eine massive Größe im Kunstbetrieb. Sein Berliner Hauptstandort in der adaptierten Kirche St. Agnes ist für außergewöhnliche Ausstellungen bekannt, Kunststars wie Erwin Wurm, Katharina Grosse oder Alicja Kwade werden von König repräsentiert. Auch im Geschäft mit digitaler Kunst gilt König als Pionier - so inszenierte er etwa eine spektakuläre Schau des Künstlers Refik Anadol und richtete mit der Plattform misa.art einen Handelsort für das zuletzt sehr gehypte Format der Non-Fungible Tokens (NFTs) ein.

Mit den Vorwürfen der ZEIT konfrontiert, ließ König über seinen Anwalt zuletzt alles rundum bestreiten; in Folge kam es zu einem Gespräch mit den Redakteuren, aus dem aber nicht zitiert werden durfte. Eine der Autorinnen berichtet, dass ihr König bei einem anderen Anlass erzählt habe, er finde es toll, dass nun über sexuelle Übergriffe gesprochen werde. Er würde dergleichen aber nie tun.

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