Warum die KURIER ROMY den "Entdeckungen" eine besondere Bühne bietet

Warum die KURIER ROMY den "Entdeckungen" eine besondere Bühne bietet
Die KURIER ROMY holt jene auf die Gala-Bühne, die gerade mit ihrer Karriere durchstarten. Aber was heißt das heute eigentlich? Ein Gespräch.

Markus Freistätter schaut fern. Und geht ins Kino. Und das auch für die KURIER ROMY. Denn der Schauspieler (und Neo-Marathonläufer) ist für den Film- und Fernsehpreis auf der Suche nach Entdeckungen.

Das sind jene Schauspielerinnen und Schauspieler, die gerade karrieremäßig durchstarten – und zwar egal welchen Alters. Nominiert sind heuer Julia Beautx, Christina Cervenka, Franziska von Harsdorf, Nina Katlein und Maeve Metelka beziehungsweise Etienne Halsdorf, Max Hubacher, Felix Kammerer, Jakob Mader und Jeff Wilbusch. (Auf ROMY.at gibt es die Nominierten im Porträt und Video-Interviews).

Sie alle bauen ihre Karrieren zu einem Zeitpunkt auf, an dem sich vieles in der Branche ändert. Es gibt neue Karrierewege – etwa bei den Streamingdiensten –, aber auch neue Herausforderungen. Der Autor (als Juryvorsitzender) und Freistätter im Talk über Entdeckungen, Social Media und die ROMY.

KURIER: Entdeckungen haben den Nachteil, dass man sie entdecken muss. Wie entdeckt man also Entdeckungen? Wie viele Filme muss man da anschauen?

Markus Freistätter: Ich bin ein Listenmensch! Ich habe ganz viele Listen. Und da trag ich dann ein: Der oder die spielt da und da mit. Ich schaue mir, denk ich, 90 Prozent der in Österreich produzierten Sachen an. Und vieles Internationales, alles, was ich mitbekommen kann. Und dann geht es um die Frage: Wie hat die oder der sich entwickelt? Manchmal geht es aber auch um die Frage: Moment, wer ist diese Kollegin, dieser Kollege überhaupt? (lacht)

Worum es bei der ehemaligen „Nachwuchs“-Kategorie nicht mehr geht, ist Alter.

Genau! Und allein das ist schon eine Wertschätzung. Ich bin froh und dankbar, dass wir gemeinsam die Kategorie dahingehend verändert haben. Es geht darum, wer dem Publikum besonders aufgefallen ist, wer große Schritte gemacht hat. Egal wie alt. Harald Krassnitzer war bei seinem Fernsehdebüt über 30, da war er noch lange kein Kommissar. Und Christoph Waltz – Oscar-Preisträger! – hatte seinen Durchbruch noch später. Es gibt so viele Kolleginnen und Kollegen, für die es plötzlich funktioniert. Und die wollen wir abholen.

Was aber ist dieser besondere Moment, der einen plötzlich nach oben bringt?

Das ist ganz schwer zu definieren. Es muss keinesfalls immer eine Hauptrolle sein! Man kann auch durch eine kleine Nebenrolle, die vielleicht drei Drehtage hat, auf einmal da sein, indem man durch Essenz und durch eine gewisse Art von Energie spielt, indem man mit den Augen arbeitet, dadurch, wie man mit den Kollegen spielt. Man spürt, ob eine Kollegin, ein Kollege zuhört, ob er nur vom Plot spielt oder die fünf Ebenen dazwischen sieht. Man merkt, wenn jemand in einem Film einen Satz ausspricht, und darunter noch ein ganzes Leben gedacht ist.

Aber gut sein allein reicht wohl nicht. Es gibt so viele gute Schauspielerinnen und Schauspieler!

Es werden auch immer mehr. Aber die Angebote werden in Österreich nicht mehr – vielleicht eher im Gegenteil, wenn man die Sparmaßnahmen beim ORF anschaut.

Aber immerhin gibt es das neue Serienfernsehen bei Amazon, Netflix und Co – dort spielen auch immer wieder Österreicherinnen und Österreicher.

Aber hier ist der Anteil an Kolleginnen und Kollegen umso größer! Da konkurriert man mit Spaniern, Briten, Franzosen... Trotzdem kann die Rolle nur einer spielen.

Also braucht man ordentlich Glück.

Es ist nicht ein Beruf, es sind zwei: Der eine ist, die Schauspielschule zu machen, das Handwerk zu lernen, dann zu Castings zu gehen und Rollen zu bekommen. Der andere ist: Was machst du daraus? Wie, wie hartnäckig bist du? Wer entdeckt dich? Wer fördert dich? Nur weil du eine Rolle spielst oder drehen darfst, heißt das nicht, dass es gleich gut wird. Der richtige Zeitpunkt, das Glück spielen immer mit.

Warum die KURIER ROMY den "Entdeckungen" eine besondere Bühne bietet

Wobei es auch andere Wege gibt: Mich interessieren sehr jene Schauspielerinnen und Schauspieler der zweiten Reihe, die aber für den Fernsehalltag essenziell sind, ohne die nichts geht, die man immer wieder sieht. Die sind vielleicht keine Publikumslieblinge, aber genauso gut, haben genauso Präsenz. Ja, diese Menschen, die du wesentlich öfter siehst, als dir bewusst ist – ohne die würde das ganze Business nicht funktionieren. Und auf einmal ist eine Hürde übersprungen und die sind da. Man kann sich durchaus fragen: Was ist das denn eigentlich heute überhaupt, ein Publikumsliebling? Was sagt der ROMY-Juryvorsitzende dazu?

Die Frage ist vor allem, was das zukünftig heißen wird. Dem muss sich der Preis in Zukunft auch stellen. Als ich groß geworden bin, hat es ein Fernsehpublikum gegeben, das das Gleiche angeschaut hat. Inzwischen gibt es viele Publika – das ORF-Publikum, das Privat-TV-Publikum, das Streaming–Publikum ... Und Publikumslieblinge sind die Lieblinge eines dieser Publika. Diese großen Konsenskandidatinnen und -kandidaten, die die ROMY zu Beginn ausgezeichnet hat, wird es nicht mehr geben. Das gilt auch für den Nachwuchs. Julia Beautx etwa, die war als Influencerin bei einem Publikum superbekannt – noch bevor sie überhaupt Schauspielerin geworden ist. Ich unterrichte ja Schauspiel – und da kommen junge Kolleginnen und Kollegen auf mich zu und fragen: Wie ist die denn so, die Julia Beautx? Sie kennen sie nämlich nicht vom TV-Bildschirm, sondern von ihrem YouTube-Kanal. Ich finde es superinteressant, all diese Facetten der Schauspielkarrieren bei der ROMY an einem Abend zusammenzuführen.

Und manch einer ist gar nicht so bekannt – und dann gleich bei der Oscar-Gala ...

Ah, jetzt sind wir bei Felix Kammerer (lacht).

Wie gibt es denn so etwas – mit der ersten Filmrolle gleich international im absoluten Rampenlicht?

Das ist unfassbar. Spielt am Burgtheater, wird dort von einem internationalen Produzenten gesehen, für „Im Westen nichts Neues“ geholt – und steht dann bei der Oscar-Gala und winkt der ganzen Welt. Das kommt nur alle Jahrzehnte mal vor.

Aber damit ist er die perfekte „Entdeckung“ im eigentlichen Sinn, oder?

Also mehr auffallen kann man nicht (lacht).

Aber dieses grelle Rampenlicht ist auch nicht jedermanns Sache. Muss man als junge Schauspielerin, junger Schauspieler heute extrovertierter sein als früher, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen – etwa online?

Es gibt solche und solche Karrieren. Es gibt die großen Gewinner in diesem Umfeld: Man muss nicht auf jedem Event, auf jedem roten Teppich in die Kamera schauen – aber es hilft. Man muss sich nicht beim Alltag allen mitteilen – aber es hilft. Am Ende aber muss sich die Qualität durchsetzen. Anders geht es nicht. Bei der ROMY aber machen sich dann alle schön, gehen hin und feiern gemeinsam. Das ist wunderbar.

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