"Universum History": Die Männer mit dem Rosa Winkel

Josef Kohout, gespielt von Stefan Gorski (li.)
Viele Jahre wurde der Mantel des Schweigens über homosexuelle Menschen als Opfer der NS-Zeit gebreitet. Homosexualität galt Nazis als Seuche, als Krankheit, die man bekämpfte, ausrotten wollte. Das, was nach der Machtübernahme Hitlers mit den als „Volksschädlingen“ bezeichneten Menschen passierte, wurde in Österreich bis in die 1970er-Jahre schulterzuckend unter den Teppich gekehrt – bis unter strenger Geheimhaltung der Wiener Josef Kohout (gespielt von Stefan Gorski) dem Autor Hanns Neumann (Michael Dangl) von seiner Zeit in der Hölle erzählte. Davon, wie er und Tausende andere homosexuelle Männer im Winter 1940, nach zehn Monaten in Gestapo-Haft, im Konzentrationslager landete.
Unrecht
Mit dem Rosa Winkel gebrandmarkt, wird Kohout fünf Jahre gedemütigt und gequält. Er überlebt, bekommt aber keine Entschädigungszahlung als NS-Opfer. Der Grund: Homosexuelle Männer galten zu dieser Zeit in Österreich und Deutschland weiterhin als Kriminelle, die einen in der Gesellschaft Gegen dieses Unrecht, hat Kohout bis zum Ende seines Lebens angekämpft – vergeblich: 1992 erhielt Kohout zwar als einer der wenigen Häftlinge des Rosa Winkels die Haftzeit als Ersatzzeit auf die Pension angerechnet, jedoch bis zu seinem Tod 1994 nach mehreren Schlaganfällen keine Entschädigungssumme im Sinne des Opferfürsorgegesetzes. Diese unfassbar ungerechte und traurige Geschichte ist nun Inhalt einer „Universum History“-Doku, die heute, Dienstag, in ORF2 (21.05 Uhr) zu sehen ist.
Dargestellt wird Josef Kohout von Schauspieler Stefan Gorski, der für „Ein ganzes Leben“ jüngst mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde und aktuell als „Bester männlicher Hauptdarsteller“ für den Österreichischen Filmpreis nominiert ist. Kammerschauspieler Michael Dangl spielt den Autor Hanns Neumann und Markus Freistätter den sadistischen Lagerleiter Karl Fritzsch.

Der Wiener Josef Kohout
Respekt
Kohouts Schicksal steht stellvertretend für jenes Zehntausender Männer und Frauen, die von den Nazis nur deshalb verfolgt wurden, weil sie anders liebten, als es die Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten vorsah.
Kohouts Lebensgeschichte lässt einen den Kopf schütteln – über die Absurdität der Kriminalisierung von Homosexualität und ihren Grausamkeiten. „Ich hoffe, dass dieser Film dazu beiträgt, das Bewusstsein für die historischen Ungerechtigkeiten zu schärfen und einen Dialog über die Bedeutung von Gleichberechtigung und Respekt zu fördern. Es darf in Zukunft keinen Ort mehr auf der Welt geben, an dem sich ein Mensch für seine Liebe oder sexuelle Orientierung rechtfertigen oder gar verfolgt fühlen muss“, sagt Gorski.

Der Rosa Winkel, den Kohut im KZ tragen musste, liegt im Holocaust Memorial Museum in Washington
D. C.
INFOS: Josef Kohout (1915–1994) aus Wien war der erste homosexuelle KZ-Häftling, der seinen Leidensweg öffentlich gemacht hat. Sein Schicksal steht im Mittelpunkt des zweiten Teils der „Universum History“-Serie über „Meilensteine queerer Geschichte“ von Regisseur Fritz Kalteis. „Verfolgte Liebe – Die Männer mit dem Rosa Winkel“ (21.05/ORF2) lässt Historiker zu Wort kommen und spielt die Ereignisse mit Schauspielern wie Stefan Gorski, Michael Dangl und Markus Freistätter nach.
Kommentare