"Tote Mädchen lügen nicht": Netflix streicht Suizid-Szene
Die Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht" ("13 Reasons Why") sorgt seit ihrem Start für heftige Kontroversen. Darin begeht eine junge Frau Suizid und gibt in Form von Kassetten ihrem Umfeld die Schuld dafür. Bei Fans des gleichnamigen Bestsellers war die Freude groß. Was besonders für Kritik sorgte: Der Suizid der Protagonistin wird im Detail gezeigt, was laut Forschung Menschen mit Selbstmordgedanken fatal sein kann. Netflix will im Sommer Staffel drei präsentieren und hat sich im Vorfeld dazu entschlossen, die Szene unter Anleitung von Suizid-Experten zu überarbeiten.
Experten rieten zu Änderung
Man habe die Debatte um die vor zwei Jahren gestartete Serie aufmerksam verfolgt, heißt es in einem offiziellen Statement des Entertainmentkonzerns. Also habe man auf Anraten von medizinischen Experten gemeinsam mit Serienschöpfer Brian Yorkey und den Produzenten Änderungen an jener Szene vorgenommen, in der Hannah ihr Leben beendet. Statt der detailreichen Schilderung, wie die junge Frau starb, sieht man nur mehr ihr Spiegelbild, bevor auf die Reaktion der entsetzten Eltern geschnitten wird.
Anstieg von Suiziden nachweisbar
Netflix kommt damit spät aber doch seiner Verantwortung nach. Wie etwa die Forscher Thomas Niederkrotenthaler und Benedikt Till von der Unit Suizidforschung & Mental Health-Promotion am Zentrum für Public Health der MedUni Wien nachwiesen, sei eine Häufung von Suiziden nach Erscheinen der Serien in den USA feststellbar gewesen. "Binnen drei Monaten ist bei der Gruppe der 10- bis 19-Jährigen ein Anstieg von 13 Prozent nachzuweisen, das sind 94 Suizide mehr in diesem Zeitraum." Statt üblicherweise rund 720 Suiziden in drei Monaten US-weit in dieser Altersgruppe gebe es assoziiert mit der TV-Serie daher insgesamt mehr als 800. Interessant ist, dass der Anstieg der Suizide ausschließlich in der Gruppe der 10- bis 19-Jährigen vorhanden war. In allen anderen Gruppen ist keine Veränderung zu erkennen. Betrachtet und verglichen wurden die Suizidzahlen in den USA von 1999 bis 2017.
Hilfe finden Sie bei der Telefonseelsorge (142) sowie bei Rat auf Draht (147) und online: www.kriseninterventionszentrum.at & www.bittelebe.at.
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