SPÖ-Stiftungsrat: Budget 2023 wird Elchtest für ORF-Führung

ORF-STIFTUNGSRAT: LEDERER
Heinz Lederer fordert „ordnende Hand" von ORF-Chef Weißmann. Er ortet Probleme beim Radio und kritisiert „Oberlehrer"-Ton bei Nachrichten

Die Ankündigung von ORF-Chef Roland Weißmann im KURIER, alle Planungsvorhaben der nächsten Jahre wegen der Teuerung auf den Prüfstand zu stellen, sorgt bei SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer für Irritationen: „Das deutet auf eine massive Einsparungs- und Abbau-Strategie ab 2023 hin. Das widerspricht völlig dem bisherigen Credo Weißmanns vom ORF als House of Excellence und Anlaufpunkt für junge engagierte Mitarbeiter. Darf’s ein bisserl mehr sein beim Personalabbau, das kann’s nicht sein.“
 
Lederer fordert von der ORF-Führung nach deren Klausur am Montag und Dienstag einen klaren Handlungsplan ein. „Sie wurde vor einem Jahr gewählt, das sollte ausreichend Zeit für eine Analyse der Stärken und Schwächen sein.“ Kritisch sieht er da auch „den langsamen Abbau des Minus im Forecast“ für 2022 von 12 Millionen. Denn „der wahre Elchtest steht mit dem nächsten Budget an“, das ja im November im Stiftungsrat vorgelegt werden muss. „Weißmann ist Alleingeschäftsführer, jetzt ist seine ordnende Hand gefragt.“

Schonungslosigkeit

Zu den Schwachpunkten zählt er nach dem jüngsten Radio-Test der ORF-Hörfunk. Lederer: „Ich schätze die neue Radio-Direktorin Ingrid Thurnher sehr und glaube, dass sie verstärkt den Management-Fokus auf die Problembereiche legen wird. Die Warnzeichen sind unübersehbar.“ Was ihn „nachdenklich stimmt: Wir verkaufen zwei Prozent Marktanteil von FM4 als Stabilität und nun verliert auch Ö1, der öffentlich-rechtlichen Kernbereich. Da fehlt es offenbar an Schonungslosigkeit in der Analyse.“
 

Er frage sich, ob es jeweils am Chanel-Management liege, dann müsse man da ansetzen. Einen weiteren Ansatzpunkt sieht Lederer in der Art der ORF-Nachrichten. „Ständig den Oberlehrer vorgesetzt bekommen – Licht abschalten, Heizung zurückdrehen, Tempo reduzieren –, da steigen die Menschen aus.“
 
Diese Einschätzung sieht er durch die verstärkten Abmeldungen von GIS-Zahlern belegt. Andererseits durch die Fehr-Studie zu Corona für den ORF und den Digital News Report des Reuters Institute. „Wenn man die hohe Vertrauenswürdigkeit der ORF-News hervorhebt, muss man auch den hohen Rückgang da eingestehen.“ Als Schritt in die richtige Richtung sieht Lederer da den für Mitte September geplanten TV-Schwerpunkt zu Teuerung und Energiekrise. „Die Menschen brauchen keine erhobenen Zeigefinger, sondern wollen Rat und Hilfestellung – nicht nur im Fernsehen.“ Der ORF solle über alle Sender diesen Schritt in die Mitte zu den Menschen hin machen.   

 

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