Simon Schwarz ist wieder der Metzger: "Immer hungrig und tollkühn bleiben"
Simon Schwarz schlüpft am Samstag auf ServusTV (20.15 Uhr) zum zweiten Mal in die Rolle des Willibald Metzger, der den Krimis von Thomas Raab entsprang. Der Schauspieler über Änderungen am Stil der Krimikomödie.
Er habe große Lust auf diese Figur – und auch, „das weiter zu schrauben und noch extremer zu machen“, sagte Simon Schwarz vor rund einem Jahr im KURIER über seinen ersten „Metzger“-Fall auf ServusTV. Die Verfilmung eines Thomas-Raab-Krimis rund um den schrulligen Restaurator Willibald Adrian Metzger brach mit Sehgewohnheiten und erwies sich als irrwitzige Krimi-Farce mit vielen Zeitsprüngen, knalligem Soundtrack und einprägsamen Bildern. Teil 1 lief nicht nur aufgrund weltpolitischer Ereignisse (parallel zum Hamas-Terror am 7. Oktober 2023) unter den Erwartungen – mit im Schnitt 122.000 Zuschauern und nur fünf Prozent Marktanteil. ServusTV kündigte daher bereits im März Anpassungen an.
Beim ersten Blick auf den neuen Fall verfestigt sich dieser Eindruck. Es geht weit nicht mehr so wild hin und her, die Skurrilität wird hauptsächlich aus Slapstick-Einlagen und netten Einfällen bezogen. „Der zweite Teil ist weniger bizarr“, sagt Hauptdarsteller Simon Schwarz. „Wir sind damit sehr zufrieden. Falls wir die Gelegenheit bekommen, einen weiteren Teil zu machen, können wir vielleicht wieder ein bisschen von dem, was wir im ersten Teil übers Ziel hinausgeschossen haben, einflechten und runterschrauben, damit es stimmiger und harmonischer wird.“
Im Theatermilieu
Nun ist aber einmal Teil zwei (heute, 20.15 Uhr, ServusTV) zu besprechen. Metzger werkt gerade als Restaurator im Grazer Krimitheater Olymp, nach getaner Arbeit sieht er sich dort mit seiner Frau Danjela (Valery Tscheplanowa) und den befreundeten Polizisten Wollnar (Christoph Krutzler) und Senekowitsch (Thomas Mraz) das Stück „Mordstheater“ an. Auf der Bühne steht die Zweitbesetzung, weil die Hauptdarstellerin unpässlich sei. In Wahrheit ist diese bereits tot – sie fiel aus dem Fenster. Kurz darauf stirbt auch die Zweitbesetzung.
Die Polizei will das Ganze als tragische Selbstmorde zu den Akten legen. Und hier kommt der Metzger ins Spiel. „Er wird davon angestachelt, weil sein Gerechtigkeitssinn übernimmt“, sagt Schwarz. „Er kann es nicht akzeptieren, dass der Fall ungelöst bleibt, zumal eine Mutter gestorben ist. Das trifft ihn persönlich, er glaubt einfach nicht an die Selbstmordtheorie.“
Metzger nimmt sich den kreativ wirtschaftenden Intendanten Schinder (Gerhard Liebmann) vor – und auch der Bonvivant und Theatermäzen Degasperi (Lukas Watzl) könnte ein Motiv haben.
Als ein weiterer Mord geschieht, hat Metzger plötzlich selbst Blut an den Händen.
Regisseur Michael Podogil („Meiberger“) beweist erneut sein Händchen für Situationskomik und liebevoll gezeichnete Figuren. „Wir haben schon darauf geachtet, das Flair zu bewahren“, sagt Schwarz, „vor allem durch das Bühnenbild und die Inszenierung im Theater. Es ist schon sehr eigen, dieses Theatersetting.“
Es gibt hier also wieder ein Spiel im Spiel, aber weniger verschwurbelt als in Teil 1.
Regisseur Podogil bringe „eine klare Emotion“ mit, „die ihm wichtig ist. Diesmal war es zum Beispiel die Musik, die den Grundrhythmus vorgegeben hat.“ Das ist eine zum Teil jazzige, schlagzeuglastige Hindergrundmusik.
Mehr aufdrehen beim nächsten Mal?
Schwarz findet: „Um etwas Neues zu etablieren, braucht es Zeit. Falls es zu einem dritten Teil kommt, können wir vielleicht wieder mehr aufdrehen. Die Erfahrung zeigt, dass das funktionieren kann.“
Er zeigt sich überzeugt: „Wenn das Publikum einmal eingestiegen ist, kannst du es auch weiter fordern. Im linearen Fernsehen trauen wir uns oft nicht, in festgefahrenen Reihen dem Publikum mehr zuzumuten.“ Man sollte auch „nicht jeden Fernsehfilm, der gut läuft, ins Kino bringen“, spielt er auf die so erfolgreichen Eberhofer-Krimis an, in denen er eine wichtige Rolle spielt. „Man braucht gute Filme im Fernsehen, damit die Leute einsteigen. Ich glaube, dass man mit dem ,Metzger‘, auch ein breiteres und jüngeres Publikum finden kann. im Idealfall werden die Leute gut unterhalten, mit einem etwas neuen Blick auf Dinge.“
Die Krimis 2015 wurde einer von Thomas Raabs Krimis um den Restaurator Metzger mit Robert Palfrader für die ARD verfilmt. 2023 wagte ServusTV mit dem von Satel gedrehten „Der Metzger traut sich“ einen Neustart. Teil 2 („Mordstheater“) beruht lose auf „Der Metzger holt den Teufel“
Nachschub ServusTV führt seine Krimi-Offensive fort. Abgedreht wurde „Mama ist die Best(i)e“ mit Adele Neuhauser, derzeit gedreht wird „Lasser ermittelt“ (Juergen Maurer). Ende September lief die TV-Premiere für „Trost und Rath“ mit Michael Ostrowski und Bea Brocks (auf ServusTV On abrufbar)
Zur offensichtlich übermächtigen internationalen Konkurrenz sagt Schwarz: „Klar, jeder schaut sich HBO-Serien an, wo eine Folge so viel Budget hat wie bei uns eine ganze Staffel. Wir spielen als Regionalliga quasi gegen die Champions League und müssen uns durchsetzen. Ich glaube, dass man da viel machen könnte, auch politisch, wenn der Wille da wäre. Ich habe manchmal den Eindruck, dass sich die falschen Leute zusammensetzen, da nehme ich uns als Branche nicht aus, wo oft auch Bequemlichkeit herrscht.“
Die neue Filmförderung bringe „grundsätzlich schon viel. Es gibt aber auch berechtigte Kritikpunkte, dazu gehört, dass große deutsche Produktionsfirmen auf die Schnelle Tochtergesellschaften gründen, um hier drehen zu können. Das könnte nachhaltiger gestaltet werden, wenn man daran schraubt.“
Schrauben will er vor allem am „Metzger“: „Wenn man fest an seine Vision glaubt und immer hungrig bleibt und tollkühn, dann kann man das Publikum überzeugen. Und ich glaube schon, dass der Metzger so angelegt ist.“
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