ServusTV macht dem ORF mit noch mehr Filmen Konkurrenz

Johannes Silberschneider, Nina Proll und Gerhard Ernst beim Dreh zum fünften Altaussee-Krimi "Der letzte Jodler"
Der Salzburger Privatsender startet eine erneute Offensive im Bereich Fiction und greift dabei verstärkt auf aus dem ORF bekannte Publikumslieblinge zurück.

Nach dem Ableben des Sendergründers Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 kamen  Spekulationen auf, ob ServusTV die umfangreiche und auch kostenintensive Zahl an Eigenproduktionen wird halten können.  Mit den nun bekannt gegebenen  Plänen im Bereich Fiction ist  klar: Es ist  weiterhin keine Trendumkehr  in Sicht. 

Fünf Spielfilmdrehs für 2024 wurden angekündigt, darunter auch der Start neuer Filmreihen. Und  für 2025 peilt man eine noch höhere Zahl an Eigenproduktionen an. „Österreichische Fiction ist eine der wichtigen identitätsstiftenden Programmsäulen bei Servus TV. Hier können wir unverwechselbaren und senderspezifischen Content anbieten und uns von den Angeboten der internationalen Streamingdienste abheben“, erklärt Programmdirektor Goetz Hoefer gegenüber dem  KURIER. Geholfen habe dabei auch die neue Filmförderung FISA+, „vor allem auch, um Österreich als Stand- und Drehort für Produzenten attraktiv zu machen.“

ServusTV macht dem ORF mit noch mehr Filmen Konkurrenz

Seit April 2023 Programmdirektor bei ServusTV: Goetz Hoefer

Im neuen Graz-Krimi Trost und Rath (Erstausstrahlung im Herbst)  ermitteln (erwartungsgemäß eigenwillig) Michael Ostrowski und Bea Brocks. Es wurde bereits ein zweiter Teil in Auftrag gegeben, der ab April umgesetzt wird. „Grundsätzlich hoffen wir bei allen unseren Krimis, dass es eine lange Reihe wird“, erklärt Hoefer. Man entwickle jedoch parallel mehrere Formate, „um schnell reagieren zu können“.

ServusTV macht dem ORF mit noch mehr Filmen Konkurrenz

Michael Ostrowski (Mitte) in der neuen Krimireihe "Trost und Rath"

Katharina Straßer wird als Die Liesl von der Post gleich zweimal vermeintlichen Kriminalfällen in ihrem Dorf nachspüren. Drehbuchautor ist ein für den dominanten ORF ganz und gar nicht Unbekannter: „Vorstadtweiber“- und „Biester“-Mastermind Uli Brée. 

Der Wahlösterreicher schrieb auch das Buch für den Film Mama ist die Best(i)e, in dem „Tatort“-Star Adele Neuhauser einen Rachefeldzug gegen die eigene Familie startet. Die erste Zusammenarbeit zwischen Brée und ServusTV war 2021 die Comedyserie „Aus die Maus“ mit Nina Proll (Brée führte auch Regie).

ServusTV macht dem ORF mit noch mehr Filmen Konkurrenz

"Tatort"-Star Adele Neuhauser startet in "Mama ist die Best(i)e" einen Rachefeldzug

 Festhalten an Pölsler

Proll ist auch die neue Co-Ermittlerin im fünften Altaussee-Krimi Der letzte Jodler. Ab September soll ungeachtet der jüngst in einer NDR-Doku erhobenen MeToo-Vorwürfe gegen Regisseur und Drehbuchautor Julian Pölsler der sechste Teil („Der letzte Stollen“) entstehen. Derzeit wird der Cast rund um Johannes Silberschneider (als patscherter Polizist Gasperlmaier) zusammengestellt. An seinen früheren Statements hält ServusTV fest. Man sei „nicht bereit, die Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern auf Zuruf und ohne essenziellen Gehalt der Vorwürfe zu beenden.“ Mit Pölsler, der zuletzt Fehler einräumte, sei man „natürlich im Austausch“.

Metzger wird angepasst

Im Herbst wird mit „Mordstheater“ ein zweiter Teil der im vergangenen Oktober gestarteten und auch von der Kritik gelobten Metzger-Krimireihe zu sehen sein. Weiterhin an Bord sind Simon Schwarz als Willibald Adrian Metzger, Valery Tscheplanowa als Danjela, sowie weitere zentrale Darsteller und Regisseur Michael Podogil.

Der erste Teil lief nicht nur aufgrund weltpolitischer Ereignisse (Hamas-Terror am 7. Oktober) unter den Erwartungen – mit im Schnitt 122.000 Zuschauern und nur fünf Prozent Marktanteil. Hoefer kündigt daher Anpassungen an: „Der Metzger wird natürlich der Metzger bleiben, aber es ist uns schon wichtig, hier kein l’art pour l’art zu betreiben. Also nur schräg, um der Schrägheit willen, werden wir nicht werden. Vieles hat sich beim ersten Teil halt auch aus der Geschichte ergeben.“ Er könne aber versprechen, „der Metzger wird eine Ausnahme im Krimi-Allerlei bleiben.“ 

Zwei Schüler im Wald

Es folgt zudem die Erstausstrahlung von Die Augenzeugen. Als zwei Schüler sich in einer Waldhütte näherkommen, beobachten sie den Mord an drei Gangmitgliedern. Der Film setzt die Kooperation mit der ARD Degeto (bei „Das Netz“) fort. 

Fortlaufende Miniserien mit 45-Minütern wie „Das Netz“ dürften in Zukunft aber die Ausnahme sein, finden sich doch unter den meisten neuen Projekten nur abgeschlossene 90-Minüter. Dennoch dürfen sich Freunde der Meiberger-Reihe auf weitere 45-minütige Folgen mit dem  Salzburger Kriminalpsychologen (gespielt von Fritz Karl) freuen. Und nach dem Biopic „Klammer – Chasing the Line“ nimmt man erneut eine Kinoproduktion (mit Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher) in Angriff.
 

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