Salka Weber: "Es war befreiend, dass über #MeToo gesprochen wurde"

Salka Weber: "Es war befreiend, dass über #MeToo gesprochen wurde"
Die Wiener Schauspielerin ist in der Comedy-Serie „Oh Hell“ zu sehen, 2023 ermittelt sie im Salzburger „Landkrimi“. Ein Gespräch über Idole, Diversität und Grenzen.

Magisch scheint die Mittzwanzigerin Helene (Mala Emde) in der deutschen Comedy-Serie „Oh Hell“ Chaos und Katastrophen anzuziehen: Sie verliert einen Job nach dem anderen, trägt Badeanzug, wenn sie keine frische Unterwäsche mehr hat und löst schon mal einen Waldbrand aus. Ganz anders ihre Freundin Maike – die ist stets top organisiert und gut gelaunt, sozial engagiert und lädt abends intellektuelle Freunde zum gepflegten Drink ein. Eine unsympathisch perfekte Person, oder?

Schauspielerin Salka Weber widerspricht: „Ich finde Maike in ihrem Idealismus und ihrer unumstößlich freundlichen Kommunikation eigentlich sehr sympathisch. Eine Welt aus acht Milliarden Maikes wäre in jedem Fall ein besserer Ort“, sagt die Wienerin im KURIER-Gespräch. Manchmal sei es jedoch gar nicht so einfach gewesen, Maikes „dozierende Art zu unterspielen“.

Die Serie ist aktuell bei Warner TV Comedy etwa über Sky zu sehen, immer montags in Doppelfolgen. Beim Deutschen Fernsehpreis wurde „Oh Hell“ als „Beste Comedy-Serie“ ausgezeichnet, eine Fortsetzung wird 2023 gedreht.

Erst im Sommer stand Weber für ein anderes Serienprojekt vor der Kamera: die zweite Staffel von „Deadlines“ (Staffel 1 ist in der ZDF-Mediathek zu sehen) über vier junge Frauen aus Frankfurt. Weber spielt die verpeilte Musikerin Jo, die einst ein erfolgreicher Kinderstar war und vor den Videoaufnahmen ihrer alten Auftritte in Erinnerung schwelgt.

Darauf zu sehen ist übrigens Weber selbst: Sie nahm mit 12 Jahren an der ORF-Castingshow „Kiddy Contest“ teil. Die Serienschöpfer seien auf den Mitschnitt gestoßen, „der leider bei Youtube sofort zu finden ist, wenn man mich sucht“, lacht Weber. „Das Video birgt natürlich Potenzial, verarscht zu werden. Aber ich fand es erstaunlich, wie gut es sich dann in die Serie eingefügt hat.“

Salka Weber: "Es war befreiend, dass über #MeToo gesprochen wurde"

Elif (Jasmin Shakeri), Franzi (Llewellyn Reichman), Lena (Sarah Bauerett) und Jo (Salka Weber) in "Deadlines".

Entdeckung

Auf Bühnen und ins Fernsehen zog es Weber schon als Kind. „Mit 6 Jahren war Michael Jackson mein Idol und ich wollte wie er unbedingt tanzen, singen und Kostüme haben.“ Sie studierte Musical, war später Ensemblemitglied im Theater an der Josefstadt und gehört zum Gründungsteam des Wiener Theaters Bronski & Grünberg. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Deniz Cooper produzierte sie mit „Fisch lernt fliegen“ 2019 einen eigenen Film, in dem sie auch die Hauptrolle spielte. „Ich habe lange auf Bühnen gestanden, wollte mich aber schon immer im Kino und Fernsehen ausprobieren“, erzählt die 33-Jährige. „Im Moment entdecke ich das Drehen für mich und hab’ viel Freude daran.“

Voraussichtlich 2023 ist Weber neben Christoph Luser als Ermittlerin im ORF-Landkrimi „Dunkle Wasser“ zu sehen. Gedreht wurde im Frühjahr, Regie führten Arash T. Riahi und Arman T. Riahi. „Ich freue mich immer in Österreich zu drehen, weil ich einfach so reden kann, wie ich rede, und meine Sprachfärbung nicht verstecken muss“, so die Schauspielerin lachend. „Und weil ich der Überzeugung bin, dass die österreichische Fernsehwelt viel diverser werden muss, es normal sein sollte, dass Leute wie ich eine Kommissarin auf dem Land spielen. Da kommt im deutschsprachigen Raum zum Glück gerade viel in Bewegung.“

Salka Weber: "Es war befreiend, dass über #MeToo gesprochen wurde"

Salka Weber im Landkrimi

Befreiend

Bewegt hat die heimische Filmbranche seit den Berichten zahlreicher Frauen im Sommer auch #MeToo. „Egal, welche Kollegin man fragt: Jede Frau hat mindestens drei Erlebnisse gehabt, gerade am Theater. Von #MeToo in der österreichischen Branche zu lesen, war keine Überraschung, aber es war befreiend, dass öffentlich darüber gesprochen wurde. Und das muss auch weiterhin geschehen“, findet Weber.

„Man muss klar sein, Grenzen setzen und für deren Einhaltung kämpfen. Natürlich ist es schwer im Mikrokosmos des Theaters oder am Set. Jene, die in Machtpositionen sind, müssen begreifen, dass ihre Macht nicht grenzenlos ist.“

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