Wegen Kurs des Medienimperiums: Rupert Murdoch kämpft gegen seine Kinder
Die Frage, wer die Geschicke des weltumspannenden Medienimperiums von Rupert Murdoch (93) nach dessen Ableben leiten wird, beschäftigen Beobachter seit Jahren. Dass die Familiengeschichte des australischen Unternehmers, dem u. a. der in den USA höchst einflussreiche Sender "Fox News" sowie zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftentitel in Großbritannien gehören, die direkte Vorlage für die preisgekrönte Serie "Succession" bildete, wurde immer wieder halbherzig dementiert - dabei soll Murdoch seiner Ex-Frau Jerry Hall nach der Scheidung 2023 sogar auf juristischem Weg verboten haben, den Machern der Serie Story-Ideen zu liefern.
Die jüngste Episode der realen Murdoch-Saga hätten sich aber auch Drehbuchschreiber nicht besser ausdenken können: Wie die New York Times berichtet, befindet sich der Medien-Patriarch seit Ende des Vorjahres in einem Gerichtsprozess mit dreien seiner Kinder.
Hintergrund ist, dass Murdoch im Vorjahr die Satzungen des Familien-Treuhandvermögens ("Irrevocable Family Trust") geändert haben soll, um sicherzustellen, dass sein Sohn Lachlan die Kontrolle über die Murdoch-Medien - und deren oftmals konservative bis rechtspopulistische Linie - behält.
Lachlan Murdoch (52) wurde im Vorjahr von Murdoch offiziell mit der operativen Führung der Medienunternehmen betraut - zuvor soll es ein Konkurrenzverhältnis mit den anderen Geschwistern, die teils aus anderen Ehen Rupert Murdochs stammen, gegeben haben (Parallelen zu "Succession" sind, wie gesagt, rein zufällig).
Mittlerweile ist die Familie entzweit, nur eines von Murdochs Kindern soll bei der Hochzeit des Patriarchen vergangenen Monat zugegen gewesen sein - Lachlan, der auch im Kampf ums Treuhandverfahren an Papa Murdochs Seite steht.
In der als "Project Harmony" bezeichneten Satzungsänderung wird laut New York Times die Abstimmungsprozedur innerhalb des Trusts neu geregelt. Bisher hatten die vier ältesten Kinder Murdochs - neben Lachlan Murdoch dessen Geschwister James, Prudence und Elisabeth - die gleichen Stimmrechte bei Entscheidungen über die unter dem Dach des Trusts zusammengefassten Firmen Fox und News Corp. Die Änderung würde Lachlan als Chef des Konglomerats einzementieren.
Änderungen "zu Gunsten aller"?
Murdoch argumentiert laut Times damit, dass das an sich "unveränderliche" rechtliche Gefäß Änderungen zulasse, wenn dies im Sinne aller Begünstigten sei. Die drei nun herabgestuften Murdoch-Geschwister würden aber die grundsätzliche - stramm konservative - Ausrichtung der Medien infrage stellen und letztlich nicht zum Wohl des Konglomerats agieren, was letztlich auf sie selbst zurückfallen könnte.
Kritik am Fox-Kurs
James und Elisabeth Murdoch hatten in der Vergangenheit öfters Kritik an der Medienpolitik der von ihrem Vater geschaffenen Sender und Zeitungen geäußert - insbesondere im Hinblick auf die Klimakrise hatten Murdoch-Medien oft Klimawandelleugnern ein Podium geboten. Nach dem Aufstand am 6. Jänner 2021, bei dem Extremisten das US-Kapitol gestürmt hatten, kritisierte James Murdoch die Rolle von Fox News scharf.
Mit der von Rupert Murdoch veranlassten Änderung wurden James, Elisabeth und Prudence laut New York Times erst in letzter Minute konfrontiert. Über ihre rechtliche Gegenwehr, die bislang von der Öffentlichkeit unbemerkt vonstatten ging, wird ein Gericht im US-Bundesstaat Nevada zu befinden haben. Anders als bei der abgeschlossenen Serie "Succession" dürfte es hier noch einige Episoden geben.
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