Rupert Murdoch übergibt Führung seines Medienimperiums an Sohn

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Kontrolle über "Fox News" wechselt die Hände - ein Kapitel weltweiter Mediengeschichte endet.

Eines der wichtigsten Medienimperien der Welt wechselt die Kontrolle. "Fox News"-Gründer Rupert Murdoch übergibt die Führung seines Medienimperiums an seinen Sohn Lachlan. Damit endet ein Stück Mediengeschichte. Fox News ist ein einflussreicher Nachrichtensender beim Trump-Lager in Amerika.

Der 92-Jährige werde weiter beratend tätig sein, hieß es.

Mächtiger Verleger, milliardenschwerer Geschäftsmann, vor allem aber Reizfigur: Rupert Murdoch galt als einer der letzten Medientycoons der alten Schule mit immer noch großem Einfluss auf die Politik, nicht nur in seiner Wahlheimat Amerika. Seine Titel und Sender sind berüchtigt - allen voran das rechtskonservative Netzwerk Fox News.

Nach dem Verkauf großer Teile seines Unterhaltungskonzerns an Walt Disney ist Murdochs Imperium stark geschrumpft. Doch mit seinen Fox-Sendern und dem Verlag News Corp, zu dem Klatschblätter wie die „New York Post“, aber auch gediegenere Zeitungen wie das „Wall Street Journal“ zählen, führt Murdoch weiter eine Großmacht in Sachen Agendasetzung und Meinungsmache. Daran hat sich auch nach der Abwahl von Donald Trump als US-Präsident nichts geändert, mit dem Murdoch trotz anfänglicher Skepsis rasch ein Zweckbündnis eingegangen war.

Murdochs Geschick, die politische Elite für seine Interessen einzuspannen, ist legendär. „Republikaner dachten ursprünglich, dass Fox für uns arbeite. Nun stellen wir fest, dass wir für Fox arbeiten“, sagte einst David Frum, der Redenschreiber des früheren US-Präsidenten George W. Bush.

Mit 22 erste Zeitung

Wie wurde der Medienmogul so mächtig, dass sogar andere konservative Strippenzieher seinen Einfluss dermaßen fürchten? Mit 22 übernahm Murdoch in seinem Heimatland Australien seine erste Zeitung, es wurde die Basis für ein Medien-Imperium, das noch immer fast den ganzen englischsprachigen Teil der Welt umspannt. Mit Revolverblättern wie „The Sun“ setzte er kompromisslos auf Sensationsjournalismus, mit Sendern wie Fox News auf politische Meinungsmache, die vor allem durch die verschärften Ansichten einiger Talkshow-Hosts immer wieder an die Grenzen von Manipulation und Propaganda gerät.

Dass sich Murdoch mit seinen Unternehmen überhaupt so lange an der Spitze des internationalen Mediengeschäfts halten konnte, ist durchaus beachtlich. Denn zwischenzeitlich hatte er sich durch einen Abhörskandal seiner britischen Boulevardzeitung „News of the World“ gründlich ins Abseits befördert. Jahrelang hatten Murdochs Journalisten die Handys von Verbrechensopfern und Prominenten bespitzelt und Polizisten bestochen. Murdoch musste 2011 auf dem Höhepunkt der Affäre vor einem britischen Parlamentsausschuss aussagen, was er selbst als „demütigendsten Tag“ seines Lebens bezeichnete.

In Großbritannien, wo Murdoch bereits 1968 seine erste Zeitung kaufte, galt er schon lange vor dem Skandal als dubiose graue Eminenz der Medienlandschaft. Als er in den 1980er Jahren das Traditionsblatt „Times“ übernahm, soll ein Deal mit der damaligen Premierministerin Margret Thatcher ihm kartellrechtlich den Weg freigemacht haben. Sein enger Draht zu Thatcher half Murdoch nach der Übernahme angeblich auch, sich in einem erbitterten Konflikt mit den Gewerkschaften um die Entlassung Tausender Mitarbeiter durchzusetzen. In der vornehmen Londoner Elite war Murdoch jedoch von Anfang an ein Fremdkörper, weshalb es ihn schon relativ früh nach New York verschlug.

Bereits in den 1970er Jahren erweiterte Murdoch sein Medienimperium auf die USA. Jahrelang verfolgte er von dort aus den Traum, sein Lebenswerk durch die Schaffung des weltweit größten Unterhaltungskonzerns zu krönen. Doch dieser Plan scheiterte 2014 mit der geplatzten Übernahme des US-Kontrahenten Time Warner, die unter anderem die legendären Hollywood-Studios Warner Bros und 20th Century Fox vereint hätte. Management und Aktionäre sprachen sich letztlich gegen den Mega-Deal aus. Stattdessen musste Murdoch sein Imperium unter steigendem Wettbewerbsdruck selbst immer weiter zerlegen.

Vor allem die boomende Streaming-Konkurrenz, die klassischen Kabelanbietern immer mehr Kunden abjagt, machte Murdoch zusehends zu schaffen. 2019 verkaufte er große Teile seines Medienkonzerns 21st Century Fox an den Erzrivalen Walt Disney. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen sein dürfte, denn eigentlich hatte er ja ganz andere Ambitionen gehabt. Was ihm nach dem Verkauf von 21st Century Fox blieb, ist die stramm rechte Sendergruppe Fox News. Deren Talkshows dienten Trump während seiner Präsidentschaft als Taktgeber. Wer Einfluss auf ihn nehmen wollte, musste seine Botschaften dort platzieren. Zum Ende der Amtszeit kam es jedoch zum Zerwürfnis, weil Fox sich abwendete und die Lüge von Trumps vermeintlichem Wahlsieg nicht mittrug.

Mitte 2015 gab Murdoch bekannt, die Führung von 21st Century Fox an die nächste Generation weiterzureichen. Der jüngere Sohn James wurde zum Vorstandschef ernannt, Bruder Lachlan durfte mit seinem Vater den Verwaltungsrat führen. De facto hatte aber weiter nur der Altmeister das Sagen, wie sich spätestens beim Verkauf an Disney zeigte. Der dauernde Familienzwist liefert Stoff für Hollywood-Produktionen. So ist James eher liberal eingestellt und lehnt zum Beispiel die klimaschutzkritische Linie der Murdoch-Blätter ab, während Lachlan wie sein Vater als erzkonservativ gilt. Es gibt sogar eine TV-Serie namens „Succession“, die den Clan auf die Schaufel nehmen soll.

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