ProSieben gewährt Berlusconi-Vertreterin Aufsichtsratssitz
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1, zu dem auch die österreichische Puls4/ATV-Gruppe gehört, öffnet sich nach einem Bericht des Business Insider für eine Zusammenarbeit mit Silvio Berlusconis Medienimperium MFE. Die Münchner gewähren demnach dem italienischen Medienkonzern Media For Europe (MFE) Sitze im Aufsichtsrat, der seine Deutschland-Statthalterin Katharina Behrends in das Kontrollgremium von ProSiebenSat1 entsendet. MFE werde wohl noch einen weiteren Aufsichtsratsposten bekommen. MFE ist mit 29 Prozent der größte Aktionär bei ProSiebenSat.1. Zweitgrößter Eigner ist die von Milliardärswitwe Renata Kellnerova beherrschte tschechische Holding PPF. Diese erhebt ebenfalls Anspruch auf einen Sitz, wird diesen laut Business Insider aber nicht bekommen.
Eine Sprecherin von ProSiebenSat1 wollte sich am Samstag zu Aufsichtsratsposten nicht äußern. Die neuen Aufsichtsratsmitglieder würden thematisiert, wenn zur Hauptversammlung eingeladen werde, sagte sie.
Unterkühltes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen ProSiebenSat.1 und Berlusconis Imperium galt lange als unterkühlt. Die MFE des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten strebt einen europäischen Senderverbund an. Dem stand unter anderem der frühere ProSiebenSat.1-Vorstandschef Rainer Beaujean reserviert gegenüber. Beaujean hatte sein Amt im vergangenen Herbst überraschend niedergelegt.
Die Pläne für eine Aufstockung der MFE-Beteiligung auf 29,9 Prozent waren Anfang des Jahres vertagt worden, nachdem die österreichische Wettbewerbsbehörde eine vertiefende Prüfung des Vorhabens angekündigt hatte.
Die Wahl der früheren NBC Unversal-Managerin für den DACH-Raum, Behrends, gilt laut Business Insider auch bei ProSiebenSat1 als gesetzt. Wenn MFE den zweiten Sitz mit einem eher unabhängigen Vertreter besetze, gelte auch dessen Wahl als sehr wahrscheinlich, hieß es.
Anders bei Kellnerovas PPF, die vor kurzem eingestiegen ist und nach eigenen Angaben vom Dienstag die Beteiligung an ProSiebenSat.1 inzwischen auf 10,1 Prozent aufgestockt hat. Die Holding wolle auch im Aufsichtsrat vertreten sein und habe sich mit dem Unternehmen dazu bereits in Verbindung gesetzt, hieß es in einer Mitteilung weiter. PPF ist der Ansicht, dass ProSiebenSat1 „eine faire Vertretung aller wichtigen Aktionäre im Aufsichtsrat sicherstellen sollte“.
Die Investorengruppe PPF wird laut „Business Insider“ aber keinen Aufsichtsratssitz bekommen. Insgesamt werde über die Vergabe von vier Posten in dem Kontrollgremium entschieden.
Vom Handelsblatt ins Spiel gebracht wurde indes Donata Hopfen. Die ehemalige Bild-Managerin, im Dezember als Chefin der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nach kurzer Zeit wieder geschasst, könne im Aufsichtsrat eine vermittelnde Rolle einnehmen.
Neue Strategie
Der seit November amtierende neue Vorstandschef von ProSiebenSat1 Bert Habets will demnächst die neue Unternehmens-Strategie präsentieren. Laut Business Insider soll dabei deutlich werden, dass die DNA des Konzerns in der Unterhaltung liege. Das Streaming-Angebot solle stark ausgebaut werden.
ProSiebenSat.1 musste soeben die Vorlage des Jahres- und Konzernabschlusses und auch die ordentliche Hauptversammlung wegen "regulatorischen Fragen" Jochen Schweizer mydays betreffend verschieben.
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