Mega-Deal im osteuropäischen Privat-Fernseh-Geschäft
Die Investmentfirma PPF des tschechischen Unternehmers Petr Kellner steigt groß ins TV-Geschäft in Österreichs (süd-)osteuropäischen Nachbarländern ein. Für etwa 1,9 Mrd. Euro übernimmt sie die vom früheren US-Botschafter in Wien, Ronald Lauder, gegründete Central European Media Enterprises (CME). Diese betreibt Privatsender in Tschechien, Slowenien, Bulgarien, Rumänien und der Slowakei. Nationale und EU-Wettbewerbsbehörden müssten dem Geschäft noch zustimmen, teilte die PPF-Gruppe am Montag in Prag mit.
Für den bisherigen Hauptaktionär und 60-Prozent-Eigner AT&T ergibt der Verkauf Sinn. Durch den im Frühjahr finalisierten Time Warner-Deal ist der Konzern extrabreit aufgestellt – mit der Trennung von strategisch nicht relevanten Teilen reduziert man die Schuldenlast.
Österreichische Sender-Chefs
Zu CME, die in den letzten Jahren konsequent saniert wurde, gehören mehr als 30 Fernsehkanäle mit über 45 Millionen Zuschauern. An der Spitze der slowakischen Markiza-Gruppe steht mit Matthias Settele ebenso ein Österreicher wie mit Florian Skala, der in Bulgarien die btv-Gruppe leitet. Zum Portfolio gehört mit TV Nova auch noch der meistgesehene Privatsender Tschechiens, mit dem die CME 1994 begann. Das Werbeaufkommen aller Kanäle lag 2018 bei ungefähr 940 Millionen Dollar.
Kritische Masse
Dass die CME-Sender in allen ihren Märkten Marktführer sind, wird nun kritisch gesehen. Denn Petr Kellner pflegt enge Kontakte zur politischen Spitze in Tschechien und anderen Ländern. Bei Bedarf nimmt er den tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman auf einer China-Reise schon mal im Privatjet mit, schrieb das Handelsblatt.
Die Übernahme von CME ergänze das Telekommunikationsgeschäft von PPF in Mittelosteuropa, teilte Kellner nun in einer Aussendung mit. „Wir wollen die natürlichen Synergien zwischen der Produktion und der Distribution von Inhalten nutzen.“
PPF – unter ihren Dach finden sich Unternehmen aus Europa, den USA und Asien im Wert von 45 Milliarden – hatte 2014 die tschechische und slowakische Sparte des Festnetz- und Mobilfunkbetreibers O2 übernommen.
Forbes schätzt Kellners Vermögen, den sie auf Platz eins der reichsten Tschechen führt, auf 350 Mrd. Kronen, rund 13,7 Mrd. Euro. Den Grundstock dafür hatte er während der Privatisierungen in den 1990ern gelegt.
Jüngst sorgt Kellners Partner Daniel Kretinsky ebenfalls mit einem TV-Deal für Aufsehen: Er stieg mit knapp vier Prozent der Aktien beim größten deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ein.
Kommentare