"Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak tritt nach Chat-Affäre zurück

MEDIENENQUETE DER BUNDESREGIERUNG: NOWAK
Legt "mit sofortiger Wirkung" alle Funktionen zurück.

Der Chefredakteur der Presse, Rainer Nowak, tritt nach der bekannt gewordenen Chat-Affäre zurück. Das wurde am Freitag bekanntgegeben. Nowak ziehe sich "mit sofortiger Wirkung und aus eigenem Wunsch von seinen Funktionen als Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der Tageszeitung ,Die Presse' zurück", hieß es in einem Statement von Nowak und der Styria Group, dem Eigentümer der Presse.

Dieser Schritt geschehe "vor allem, um jeden Anschein von Befangenheit zu nehmen und die Unabhängigkeit der ,Presse' als Tageszeitung zu wahren, die Redaktion der ,Presse' und die Styria in der sehr emotional geführten Debatte vor Vorwürfen zu bewahren und um die Familie Nowaks vor weiteren unangebrachten Angriffen zu schützen." Nowak ziehe "klare, unmissverständliche Konsequenzen aus der aktuellen Debatte rund um öffentlich gewordene Chat-Protokolle, für deren unangemessenen Ton er sich bereits entschuldigt hat."

Chatprotokolle zwischen Rainer Nowak und Thomas Schmid

Die Chats, die Nowak vorgeworfen werden, stammen aus 2019. Er tauschte sich mit dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium und ÖBAG-Chef in spe Thomas Schmid unter anderem so aus: Am 26. März 2019 erkundigt sich Nowak bei Schmid, wie sein Hearing für die Funktion des Alleinvorstands der Bundesbeteiligungsholding Öbag gelaufen sei, berichtet der Standard. "Super" und „"echt gut", antwortet Schmid "happy" – was Nowak „sehr freut!!“. Schmid darauf: "Jetzt du noch ORF-Chef"/"Alter – dann gehts aber ab"/"Danke für alles“ Nowak: "Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen." Schmid: "Unbedingt."

Schmid wird Korruption vorgeworfen, er hat umfassend bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ausgesagt und belastete dabei unter anderem Ex-Kanzler Sebastian Kurz schwer. Der bestreitet die Vorwürfe.

 

Wiederholte Entschuldigung bei Lesern vom Presse-Chefredakteur

Nowak entschuldigte sich in der Vorwoche bei seinen Lesern (das hatte er bei einer früheren Chatveröffentlichung schon einmal getan). Die Vorwürfe beträfen ihn als Person und nicht die Redaktion der Presse, bevor er seine Funktion vorerst ruhend stellte. "Keiner der untersuchten Interventionsversuche fand in der Berichterstattung der Presse ihren Niederschlag. Ich kann Ihnen versichern, dass in dieser Zeitung Interventionen zu unserer Berichterstattung, wie sie in den Ressorts Politik und Wirtschaft immer wieder vorkommen, in der Chefredaktion zwar entgegengenommen werden, dort aber enden", so Rainer Nowak.

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