Philipp Maderthaner: Die öffentliche Wahrnehmung ist extrem geprägt von den Dingen, die ich in der Politik gemacht habe. Die Wahrheit ist: Ich gehe in mein zehntes Jahr als Unternehmer und bin das auch in meinem Selbstbild zu 100 Prozent. Was sich über die Jahre verändert hat, ist, dass ich noch konsequenter dabei geworden bin, die Grenze zu ziehen. Politik war nie meine Leidenschaft. Ich habe Wahlkämpfe spannend gefunden, aber wenn man ausreichend davon gemacht hat, lässt auch diese Spannung nach.
Was machen Sie heute mit Ihrer Firma, dem Campaigning Bureau?
Wir beschäftigen knapp 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind zum überwiegenden Teil im Corporate-Bereich tätig und beraten Firmen. Immer mehr Unternehmen kommen darauf, dass Menschen zu bewegen eine Herausforderung ist, der sich nicht nur öffentliche Akteure stellen müssen.
Wenn die Politik noch einmal anklopfen würde, würden Sie „Nein“ sagen?
Das Campaigning Bureau macht international gerade fünf Wahlkämpfe ohne mich. Wenn mich jemand ansprechen sollte, hätte ich also eine gute Agenturempfehlung. Aber selbst werde ich nicht mehr einsteigen.
Was ist Campaigning eigentlich? Der Ausdruck ist zutiefst politisch.
Die Wurzeln sind tatsächlich in der Politik, denn die hat immer schon gewusst, dass Menschen zu bewegen mehr bedeutet, als Plakate zu kleben. Durch den Aufstieg von Social Media ist das zur Notwendigkeit für alle Akteure geworden. Wir haben einen interdisziplinären Ansatz entwickelt, den wir eben genauso für Unternehmen anbieten. Da geht es darum, Markenbotschafter zu entwickeln oder die Kundenloyalität zu vertiefen.
Unternehmen trachten danach, Menschen zu finden, die sich mit dem identifizieren können, was sie machen?
Wir leben in einer Zeit, in der Identitätssuche und die Suche nach Halt oder Orientierung einen großen Teil der Gesellschaft dominiert. Menschen identifizieren sich auch mit Unternehmen, mit deren Werten, mit deren Haltung, die ja von immer mehr Unternehmen eingefordert wird. Unsere Kunden sind in Österreich, Deutschland und der Schweiz tätig. Wir beraten Firmen wie Diners Club, Mazda, Rewe – also die volle Mischung von Corporate Brands.
Sie sind als Investor in der Start-up-Szene tätig. Kommt man nicht mehr um Beteiligungen herum, wenn man sein Geld anlegt?
Es ist schon immer so, dass viele Start-ups mit ihren Themen und Herausforderungen auf das Campaigning Bureau zugekommen sind. Die Basis für die Zusammenarbeit ist für eine premium-positionierte Agentur aber nicht immer da. Daher habe ich mich entschlossen, mich zu beteiligen, mit ins Risiko zu gehen und gleichzeitig auch von einem Erfolg zu profitieren.
Sie wirken nicht wie jemand, der unterbeschäftigt ist. Warum zieht es Sie jetzt zu Puls4 ins Fernsehen?
Wenn es meine Aufgabe ist, Menschen mit Ambitionen zu unterstützen und zu ermutigen, dann verlangt das von mir auch, etwas von mir preiszugeben. Deshalb steige ich in diesen öffentlich wahrnehmbaren Ring. Außerdem ist „2 Minuten 2 Millionen“ das Unternehmerinnen- und Unternehmer-Format dieses Landes schlechthin.
Hätten Sie sich gewünscht, so eine Plattform als junger Unternehmer zu bekommen?
Meine Motivation, Inspiration und meinen Antrieb hab ich mir zu Beginn sehr stark von Role Models aus dem angloamerikanischen Raum geholt. Da gibt es viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich exponieren und andere an ihrer Reise teilhaben lassen. Und ich glaube, dass „2 Minuten 2 Millionen“ eines dieser Formate hierzulande ist. Es ist extrem authentisch und hat einen gewissen Schmäh.
Österreich gilt nicht gerade als das unternehmerfreundlichste Land der Welt. Gründer klagen über Bürokratie, außerdem scheint man hierzulande eher aufs Scheitern zu warten, als anderen den Erfolg zu gönnen. Sehen Sie da mit der Start-up-Szene einen Kulturwandel?
Ich glaube, dass die kulturellen Hürden die größeren sind. Wer sich von der Bürokratie abschrecken lässt, wird im Unternehmertum viel Freude haben, da warten noch weit größere Probleme. Auch die traditionellen Unternehmerinnen und Unternehmer würden mehr Aufmerksamkeit verdienen. Aber die Start-up-Szene hat den Scheinwerfer gebracht. Und ich habe schon den Eindruck, dass sie einen kulturellen Wandel einläuten, dass Unternehmertum was Gutes sein kann. Gleichzeitig müssen wir vorsichtig sein, dass wir nicht die rosarote Welt zeichnen: Das Linkedin-Profil ist schnell mit „Founder“ und „CEO“ aktualisiert.
Was wäre Ihr wichtigster Tipp für Menschen, die sich überlegen, ihre eigene Geschäftsidee umsetzen zu wollen?
Stell dir die Frage, ob du bereit dafür bist, dass es lange dauern kann und extrem hart wird. Wenn du nur auf den Quick Win oder den viralen Hit hoffst, ist es vielleicht besser, du lässt es bleiben.
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