ORF-Wahl: VP-Stiftungsrat hält Totzauer für "unglaublich qualifiziert"
Eigentlich wäre die ORF-Wahl eine klare Sache: Es gibt eine türkise Mehrheit im ORF-Stiftungsrat, die im Alleingang bestimmen kann, wer den ORF ab 2022 in die Zukunft führen wird. Aus politiknahen türkisen Kreisen ist zu hören, die Sache sei ausgemacht: Chefproducer Roland Weißmann, dessen Kandidatur demnächst erfolgen wird, wird ORF-Generaldirektor. So sei das politisch akkordiert. Im türkisen Freundeskreis sagt nun ausgerechnet jener Stiftungsrat, der von Sebastian Kurz persönlich bestellt wurde, er kenne diese Botschaft nicht. "Mich haben diese Signale nicht erreicht, weil ich mich nicht den Parteien zugehörig fühle", sagt Künstlermanager Herbert Fechter dem KURIER.
Zwar sei er "durch Kurz und Blümel in den Stiftungsrat gekommen", aber er habe seit 1968 immer wieder für den ORF gearbeitet. "Ich sehe mich als Unterhaltungsfachmann." Fest steht für ihn, dass den ORF "nur jemand führen kann, der langjährige Erfahrung aus dem Haus hat. Das gilt in meiner Meinung nach auch für alle Direktionen."
"Großes geleistet"
Drei Kandidaten stehen nun zur Debatte: Amtsinhaber Alexander Wrabetz, ORF1-Chefin Lisa Totzauer und - bis zu seiner Bewerbung noch inoffiziell - Roland Weißmann. Wen präferiert also Fechter? Zunächst kann er mit dem amtierenden GD durchaus etwas anfangen: "Ich schätze an Herrn Wrabetz sehr, dass er die Kultur einem sehr breiten Kreis zugänglich gemacht hat. Das, was er mit der Übertragung der Salzburger Festspielen mit Netrebko erreicht hat mit 800.000 oder mehr Sehern erreicht hat oder dem Philharmonischen in Schönbrunn erreicht hat, muss man neidlos anerkennen." Nachsatz: "Er hat sicherlich Großes geleistet."
"Sie ist unglaublich qualifiziert"
Und Totzauer? "Ich halte sie für ungelaublich qualifiziert, was die Visionen und die Entwicklung der zukünftigen Medienlandschaft betrifft. Ich lausche all ihren Vorträgen im Stiftungsrat sehr interessiert. Das erinnert mich ein bißchen an die Vorlesungen in meinem Publizistikstudium." Dass ORF1 unter ihrer Führung noch keine absolute Erfolgsstory ist, hält Fechter ihr nicht vor: "Ich glaube, dass sie als Channelmanagerin zu wenig Zeit gehabt hat, sich zu profilieren. Änderungen bei ORF1 herbeizuführen ist keine Sache, die man innerhalb von wenigen Jahren schafft." Das vorgeblich große Budget für den Sender sei durch den Sport blockiert.
"Von der Pike auf gelernt"
Und der angeblich politisch paktierte Weißmann? "Das ist jemand, der das Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Der wahnsinnig konsensual ist. Ich glaube der würde sehr gut mit allen im Haus und außer Haus können. Er ist sehr breit aufgestellt in seinem Wissen. Der kennt sich wirklich gut aus. Ich schätze ihn persönlich sehr. Jedes Gespräch mit ihm ist ein Gewinn."
Ob er nun ein Anruf aus dem Kanzleramt erwarte, in dem ihm nahegelegt werde, sich richtig zu entscheiden? Fechter winkt ab: "Wer mich kennt, weiß, wie ich auf solche Telefonate reagiere."
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