ORF-Wahl: Lisa Totzauer tritt gegen Alexander Wrabetz an

ORF - "PROGRAMM 2019/2020": TOTZAUER
Bekanntgabe der Bewerbung per Video. Erste Gegenkandidatin zum amtierenden Chef.

Lisa Totzauer tritt bei der ORF-Wahl gegen Alexander Wrabetz an. Das gab die Channelmanagerin von ORF1 am Dienstag auf ihrer Webseite bekannt. Sie sei seit fast 25 Jahren im ORF tätig, betonte sie darin. Sie wende sich direkt an die Österreicherinnen und Österreicher als ihre Auftraggeber. Sie wolle das "größte und wichtigste Medienunternehmen in unserem Land leiten und in den kommenden Jahren in eine sichere Zukunft führen." Der ORF soll "ein Medium sein, das für alle da ist und in Österreich für Sie gemacht wird". Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk sei "für unsere Identität wichtig".

Der ORF müsse in den kommenden Jahren "auch bei sich viel ändern", und sich der "modernen Mediennutzung anpassen". Der digitale Wandel mache auch "vor uns nicht Halt". Sie wolle diese Transformation "umsetzen".

Totzauer ist damit die bisher erste Gegenkandidatin zum derzeitigen Chef Alexander Wrabetz. Die Wahl ist am 10. August, die ÖVP hat die nötige Mehrheit im Stiftungsrat, um diese Wahl selbst zu entscheiden. Der ÖVP werden 16 Stiftungsräte zugezählt, mit weiteren zwei bis drei türkis-nahen unabhängigen Räten kommt sie auf eine Mehrheit im obersten Gremium.

Die Ausschreibung endet am 28. Juli um Mitternacht. Bis 3. August können allerdings Stiftungsräte weitere Bewerber nachnominieren. Prominentestes Beispiel dafür ist der amtierende ORF-Langzeit-Generaldirektor Wrabetz selbst, der diesen Schachzug bei seiner ersten und erfolgreichen Kandidatur spielte.

Porträt: Die Kandidatin ist seit 1997 im ORF

Lisa Totzauer wurde bereits mehrfach als potenzielle Kandidatin für höhere ORF-Weihen ins Spiel gebracht. Der ORF-Managerin wird hartnäckig ÖVP-Nähe nachgesagt, auch wenn sie selbst von dieser Zuordnung nichts wissen will. Die 1970 geborene Wienerin wurde 2018 von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zur Channelmanagerin für ORF 1 bestellt. Die Gerüchtebörse meinte damals zu wissen, dass es sich um eine politisch mit den Regierungsparteien ÖVP und FPÖ akkordierte Bestellung gehandelt habe. Parallel wurden Alexander Hofer zum Channelmanager von ORF 2, Wolfgang Geier zum ORF 1-Chefredakteur und Matthias Chrom-Kux zum Chefredakteur von ORF 2 ernannt. Alle Personen hatten rund um die Bestellung der Channelmanager stets betont, keine parteipolitische Punzierung haben zu wollen.

Die Magistra der Vergleichenden Literaturwissenschaft begann ihre ORF-Karriere 1997 im Aktuellen Dienst des Landesstudios Niederösterreich. Ab 1999 war sie Mitglied der „Zeit im Bild“-Redaktion, zunächst als Redakteurin und Reporterin, später als ZiB-Sendungsverantwortliche. 2010 galt sie als aussichtsreiche Bewerberin für die Leitung der TV-Magazine. 2013 wurde sie auf Vorschlag von Programmdirektorin Kathrin Zechner von Wrabetz zur Infochefin von ORF 1 bestellt. Fünf Jahre später gelangte sie in ihre derzeitige Funktion: Channelmanager von ORF 1 - kein leichter Job angesichts der Sogwirkung vieler Streamingplattformen auf vor allem junge Zielgruppen.

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