Spitzengehälter am Küniglberg: Jetzt beide ORF III-Chefs vor den Direktoren

Zusammenfassung
- Robert Kratky führt das ORF-Gehälter-Ranking mit 473.000 Euro an, die ORF III-Chefs haben einige Direktoren überholt.
- Die Gehälterliste umfasst 72 Personen (von gut 3.800 Mitarbeitern), wobei neue multimediale Ressortleiter und Chefredakeure hinzugekommen sind
- Der ORF plant ein "Handshake"-Angebot für 350 Mitarbeiter, darunter Top-Verdiener, um Personalabbau zu beschleunigen.
Bei der Erstveröffentlichung im Vorjahr kam es sogar zu Morddrohungen. Heute, Montag, übermittelt der ORF seinen jährlichen „Transparenz-Bericht“ an den nun zuständigen Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler (SPÖ). Als einziges vom Rechnungshof geprüftes Unternehmen in Österreich muss er namentlich Mitarbeiter melden, die über 170.000 Euro im Jahr inklusive Sonderzahlungen verdienen.
Das Gagen-Ranking, das dem KURIER vorliegt, führt wie 2023 „Ö3 Wecker“-Legende Robert Kratky mit knapp 473.000 Jahresbrutto (plus 29.000) an. Dahinter folgt Pius Strobl (452.000, plus 26.000), der das 300-Millionen-Standortprojekt am Küniglberg bislang im Zeit- und Budgetplan gehalten hat. Bei beiden laufen 2026 die noch vom vormaligen ORF-Chef Alexander Wrabetz geschlossenen Verträge aus. Kratky hat schon angekündigt, dass er dann den Platz hinter dem Mikro des „Ö3 Wecker“ räumen wird. Erst auf Rang 3 findet sich ORF-Generaldirektor Roland Weißmann mit 427.000 Euro und damit mit der gleichen Gage wie seit Anfang seiner Amtszeit im Jahr 2022.

Die Top-10 der ORF-Gehälter laut Transparenzbericht für 2024
Kein Inflationsausgleich für Direktoren
Für ihn wie für die vier ORF-Direktoren gibt es keinen Inflationsausgleich und sie verlieren damit de facto Jahr für Jahr. Deshalb überholten die ORF III-Programm-Geschäftsführer Peter Schöber und sein kaufmännisches Pendant, Kathrin Zierhut-Kunz, den Großteil der Direktorenriege. Schöber, der wegen seines früheren Umgangs mit der Belegschaft umstritten ist, kommt nun mit 301.000 auf Platz 4 (plus 18.000). FPÖ-Hoffnungsträgerin Zierhut belegt mit 276.000 (plus 16.000) Platz 6. Ingrid Thurnher, Stefanie Groiss-Horowitz und Harald Kräuter landen, obwohl Direktoren, mit 270.000 Euro und null Steigerung zum Vorjahr dahinter. Zwischen den ORF III-Chefs ist die kaufmännische Direktorin Eva Schindlauer platziert (280.000, null Valorisierung).
Erst auf Platz 10 findet sich mit „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf eine Bildschirmgröße und der bestverdienende ORF-Journalist (267.000). Überhaupt ist die Stardichte im Gagen-Ranking dünn: Auf Platz 26 findet sich ORF-Urgestein Peter Resetarits (221.000), der seit Ende Februar als Pensionist nun aber in einem anderen Vertragsverhältnis steht. Osteuropa-Korrespondent Christian Wehrschütz (211.000) und Ex-Innenpolitik-Chef Hans Bürger (202.000) überspringen ebenfalls noch die 200.000er-Grenze.
Nebenverdienste
Ö3-Stimme und Show-Allzweckwaffe Andi Knoll (197.000) führt wiederum das sehr kurze Zuverdienst-Ranking mit monatlich durchschnittlich 9.800 Euro an. Hier hat Weißmann im Vorjahr strikte Regelungen eingeführt. Der Publikumsliebling und Show-Profi wird gern für Moderationen gebucht. Armin Wolf tourt offenkundig erfolgreich mit Peter Filzmaier als „Der Professor und der Wolf“ durch die Lande (7.500). Ebenfalls am Stockerl: Christian Wehrschütz mit knapp 1.800 Euro monatlichem Zuverdienst.
„Weil die gesetzlich definierte Grenze für die namentliche Veröffentlichung der jährlichen Bruttobezüge mit 170.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr – und im Gegensatz zu den Gehältern – nicht valorisiert wurde, scheinen heuer mehr Personen in dieser Auswertung auf“, heißt es von ORF-Seite.
Insgesamt umfasst die Liste 72 Personen (von insgesamt gut 3.700 Mitarbeitern). Das seien weniger als zwei Prozent der Belegschaft. „Klar ist aber auch, dass die Erfüllung der umfangreichen gesetzlichen Aufträge in Radio, Fernsehen und Online auf nationaler und regionaler Ebene eine darauf ausgerichtete Struktur des ORF als Medienkonzern mit einer entsprechenden Anzahl an Leitungsfunktionen erfordert“, erklärt man dort.

Zum bestehenden Einsparungspaket kommen durch das Einfrieren der Haushaltsabgabe und weitere gesetzliche Maßnahmen erneut Einsparungsnotwendigkeiten in dreistelliger Millionen-Höhe auf den ORF zu
Auf der Liste und nicht mehr im ORF
Das Gros der Genannten ist der Allgemeinheit unbekannt. „Die Mehrzahl der Führungskräfte übt eine Direktions- oder Geschäftsführungsfunktion aus bzw. hat die Leitung einer Hauptabteilung oder eine Prokura inne, was mit beträchtlicher Personal- und Budgetverantwortung verbunden ist“, erläutert der ORF.
Und: „Mehr als 10 Personen, die in der Auswertung für 2024 angeführt sind, sind aus dem ORF bereits ausgeschieden oder werden dies zeitnah tun.“ Dazu gehören neben „Pensionist" Resetarits u. a. der langjährige Technik-Betriebsrat und einzige Arbeitnehmer-Vertreter auf der Liste, Gerhard Berti (221.000), der frühere Technik-Direktor Michael Götzhaber (181.000) oder die Ö1-(Kultur-)Chefin Silvia Lahner (171.000).
Neu hinzugekommen sind etwa die Leitungskräfte neuer multimedialer Ressorts und die Chefredakteure im multimedialen Newsroom. Letztere liegen zwischen 186.000 (Gabrielle Waldner, Sebastian Prokop) und 183.000 beim ORF-Neuzugang Johannes Bruckenberger. Er verdient damit erheblich weniger als zuvor in der APA und alle drei liegen unter Mitberücksichtigung sogenannter Gratis-Medien nach Branchenschätzung in der unteren Gagen-Hälfte ihrer Zunft.
Das bestätigt die Argumentation des ORF, man setze „laufend Maßnahmen, um die Personalkosten weiter zu senken. Personal, so auch jenes in Leitungsfunktionen, wird laufend zu günstigeren Konditionen nachbesetzt.“ Allein 2024 wurde hier 20 Mio. Euro eingespart. Der ORF hatte in den vergangenen Jahren die teils mit Abstand niedrigsten KV-Abschlüsse in Österreich.
Nächster Personalabbau
Ohnehin muss der ORF weiter auf die Kostenbremse treten. Zu laufenden Einsparungen von 325 Millionen Euro bis 2026 kommen durch die Nicht-Valorisierung der Haushaltsabgabe und weitere gesetzliche Vorgaben zusätzliche Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich hinzu. Angekündigt ist bereits ein Handshake-Programm, das ohne das Wort „golden“ auskommen muss. KURIER-Informationen zufolge erhalten diese Woche 350 (ältere) Mitarbeiter, darunter Gutverdiener, ein Angebot zum vorzeitigen Austritt.
Der ORF bekennt sich „klar zur Einhaltung seiner umfassenden Transparenzpflichten“, verwehrt sich aber gegen persönliche Angriffe auf Mitarbeiter und hält eine „Versachlichung der Diskussion“ für „dringend geboten.“
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