Gerücht: ORF stellt Sportchef Aigelsreiter den Sessel vor die Tür
 
            
            Ein nicht genehmigtes Zeitungsinterview war nun der letzte Tropfen zu viel: ORF-intern läuft bereits der Countdown für die Ablöse des höchst umstrittenen Sportchef Hannes Aigelsreiter. Derzeit sind die Juristen am Werk. Die Frage ist offenbar nur noch: einvernehmliche Auflösung des Vertrags oder Absetzung.
Es ist ein spektakulärer Schritt der ORF-Führung, der da bevorsteht. Schon länger war bekannt, dass sowohl Generaldirektor Roland Weißmann als auch – und vor allem – Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz hochgradig unzufrieden mit der Performance des Sportchefs waren. Weder intern, noch bei großen Verbänden oder gar auf dem internationalen Parkett, wo es um wichtige TV-Rechte geht, sahen die ORF-Granden eine Zukunft mit Aigelsreiter.
Kolportiert wurden deshalb schon seit Wochen Gespräche über einen freiwilligen gesichtswahrenden Abgang des 61-Jährigen, den ein Handshake abmildern sollte. Dafür ist es nun zu spät. Eine einvernehmliche Lösung wird man allerdings finden müssen, will man den frühere Radio-Chefredakteur und langjährigen ORF-Mitarbeiter ob seiner hochdotierten Verwendungsgruppe von der Payroll bekommen. Vor Arbeitsgerichten hatte der ORF nämlich zuletzt mehrfach einen schweren Stand.
Interne Konflikte
In der ORF-Sport-Redaktion ist Aigelsreiter, dem gute Kontakte in der niederösterreichische Politik nachgesagt werden, jedenfalls nach Darstellung von Mitarbeitern nie wirklich angekommen - im Wort- wie im übertragenem Sinn. Nun muss er wohl gehen.
Als Kritikpunkte an Hannes Aigelsreiter im Raum standen immer und vor allem fehlendes Management, was auch die finanzielle Gebarung und Personalentwicklung umfasst, und fehlende Teamfähigkeit - Eckpunkte einer multimedialen Hauptabteilung mit etwa 100 Mitarbeitern. Das hat indes seine Stellvertreterin Veronika Dragon-Berger übernommen, seit 2011 auch Koordinatorin des Spartensenders ORF-Sport+.
Ein weiterer Punkt war der fehlende Kontakt zu den wesentlichen Stakeholdern im österreichischen Sport und darüber hinaus. Damit man bei den quotenstarken großen Sportrechten trotz internationaler Konkurrenz weiterhin eine Rolle spielt, hat man schon vor einiger Zeit Ex-Sportchef Hans Peter Trost als „ORF-Botschafter“ zurückgeholt, der im Verbund mit Martin Szerencsi diesen Bereich absichert.
Aigelsreiter mit ORF-Chef-Ambitionen
Dass Aigelsreiter einen ganz anderen Blick auf die Situation im ORF-Sport hat, wurde soeben wieder durch ein Interview in der Tiroler Tageszeitung klar - das er gab, ohne sich, wie im ORF vorgegeben, zuvor das Okay dafür einzuholen: Aigelsreiter sieht hier u. a. eine „äußerst erfreuliche Entwicklung mit einem tollen multimedialen Sportteam“. Und zur Situation in der Redaktion meint er: „Konstruktive Kritik halte ich für notwendig, denn sie bringt uns Lösungen und macht uns als Team besser.“
Am Ende räumt Aigelsreiter auch noch ein, dass er über eine Kandidatur als ORF-Generaldirektor im kommenden Sommer nachdenke. „Ja, ich kann mir eine Bewerbung vorstellen.“ Sollte er intendiert haben, sich damit im Poker um seine ORF-Zukunft bessere Karten zu sichern, hat er offenkundig aufs falsche Blatt gesetzt.
Kommentare